PiCast Fragment #10: Die Goldene Regel - Revision
PiHalbe — 16. January 2011 - 11:34
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Nachdem die letzte Folge der Fragemente für so viel Trubel gesorgt hat, hier noch eine kleine Ergänzung zum Thema, die vielleicht ein paar Dinge aufklären kann.
- Blogeintrag von Athair
- DragonQuest 2nd Edition (Boardgamegeek)
- PiCast Fragment #10: Die Goldene Regel
- Artist: PiHalbe
- Title: Die Goldene Regel - Revision
- Album: PiCast — Fragmente
- Track: 10
- Genre: Podcast
- Year: 2010
- Length: 1:54 minutes (3.04 MB)
- Format: MP3 Stereo 44kHz 96Kbps (CBR)
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"Caution: Content may be hot"
Ralf Stauder (not verified) — 16. January 2011 - 15:16Hi,
Letzte Folge habe ich zwar gehört, aber nicht kommentiert, weil ich die große Diskussion noch nicht mitbekommen habe (das ist ein Nachteil, wenn man die Folgen sofort hört, wenn sie rauskommen ^^). Ich höre aus deinen beiden Fragmenten im Wesentlichen 2 Dinge raus, die sich selbst widersprechen, was mich ein wenig verwundert, vielleicht kannst du da noch einen kurzem Kommentar dazu abgeben?
Zum einen habe ich das so verstanden, dass du prinzipiell dagegen bist, dass so eine "Regel" überhaupt erwähnt wird; du verwendest da den Begriff "Bevormundung". Meiner Ansicht nach ist das reine Abdrucken dieser Regel inzwischen mehr eine Art "Rollenspiel-Regelwerk-Etikette". Natürlich, aus heutiger Sicht wird nicht lange gefackelt, "Hausregeln" einzuführen, wenn einem etwas nicht passt. Das kann zwar auch seine dunklen Seiten haben (Ein Freund von mir, der sehr gerne HRs entwirft, wollte auch mal welche für Poker vorschlagen... ^^), aber oft ist das auch einfach ein gutes Mittel, die Regeln der eigenen Runde anzupassen, und wenn es auch die einzelnen Regeln nicht sind, so ist die reine Existenz von Hausregeln heute doch weit verbreitet und akzeptiert. Das geht so weit, dass in manchen Regelwerken direkt schon Vorschläge mitgeliefert werden, wie man die Regeln abändern kann, wenn man das Spiel einfacher/gefährlicher/cineastischer/vegetarischer/... gestalten will. Doch nach meinem Verständnis kommt das daher, dass einfach bei den "frühen Rollenspielen" Hausregeln noch nicht so üblich waren, deshalb mussten sie extra betont werden, weil das halt einfach ein Mechanismus ist, den man nicht von den üblichen Brett- oder Kartenspielen kennt. Und da sich das inzwischen so durch gezogen hat, wie groß wäre dann der Aufschrei, wenn diese Goldene Regel mal fehlen würde...?
Auf der anderen Seite wärst du dann aber dafür, dass man auch als weitere Goldene Regeln noch andere Dinge erwähnt, dass man das System wechseln soll, wenn einem das vorliegende nicht gefällt. Konsequent fortgesetzt müssten dann auch noch "Regeln" eingeführt werden, dass man das Rollenspielen als solches lassen soll, wenn es einem nicht liegt, oder das man doch mal wieder ein gutes Buch lesen könne und so weiter... Wie können solche Dinge weniger "bevormundend" sein, als die bisherige goldene Regel? Ich bin auch kein großer Freund der Hinweise, die uns die US-Amerikanischen Richter immer wieder mal bescheren ("Caution, this coffee may be hot" oder auf einem Tretroller selbst schon gelesen: "Caution: This device may move while operated"!!!), und deshalb wäre ich auch kein Freund dieser zusätzlichen Hinweise. Ich bin auch durchaus der Meinung, dass man inzwischen bei modernen Rollenspielsystemen die Goldene Regel vorverschieben kann, in den obligatorischen Bereich "Was ist Rollenspiel", da wohl nur noch Rollenspielneulinge diesen Teil noch nicht kennen. Auf der anderen Seite finde ich den Hinweis dort schon angebracht, weil diese Neulinge diese Möglichkeit vielleicht tatsächlich noch nicht sofort sehen, wenn sie frisch aus der Welt von Monopoly und Uno (dort, wo die Regeln auf einem gefalteten A1-Poster Platz haben ;) ) in die Welt der Rollenspiele kommen (wo Grundregelwerke ohne ihre vielen Erweiterungen schon mehrere Hundert A4-Seiten füllen).
Ansonsten bliebe mir nur zu sagen, dass mich eine allgemein höhere Casting-Frequenz freuen würde... :D
„Das geht so weit, dass in
PiHalbe — 17. January 2011 - 10:23„Das geht so weit, dass in manchen Regelwerken direkt schon Vorschläge mitgeliefert werden, wie man die Regeln abändern kann, wenn man das Spiel einfacher/gefährlicher/cineastischer/vegetarischer/... gestalten will.”
Das hat aber nicht viel mit der Goldenen Regel zu tun. Wenn es diese Vorschläge gibt, sind sie ja eben (hoffentlich) schon durchdesignt und passend zum Verständnis der Regeln. Bei der Goldenen Regel sagt der Designer ja ganz allgemein: "Wenn's Dir nicht passt, mach's anders." Regelvorschläge konkret anzubieten halte ich für eine sehr gute Idee, vage auf die Fülle aller möglichen Regeln zu verweisen für Faulheit und Unsicherheit.
„Und da sich das inzwischen so durch gezogen hat, wie groß wäre dann der Aufschrei, wenn diese Goldene Regel mal fehlen würde...?”
Von mir kein Mucks.
„Konsequent fortgesetzt müssten dann auch noch "Regeln" eingeführt werden, dass man das Rollenspielen als solches lassen soll, wenn es einem nicht liegt, oder das man doch mal wieder ein gutes Buch lesen könne und so weiter... Wie können solche Dinge weniger "bevormundend" sein, als die bisherige goldene Regel?”
Natürlich ist das genauso bevormundend. Aber wenn man schon eine Goldene Regel rein schreibt, dann doch wenigstens mit der Erkenntnis, dass die Goldene Regel nicht jedes Spiel für jede Gruppe retten kann. Dass dieser Notfallschirm nicht immer aufgeht. Und wenn man es dann noch weiter führen will, wie Du das schilderst, bitte. Das ist dann wenigstens zynisch.
PS: Die nächste Folge sollte es am Dienstag packen.
Yay!
Drak — 17. January 2011 - 17:28PS: Die nächste Folge sollte es am Dienstag packen.
Ich freu mich schon drauf!
Goldene Regel in 1w6
Drak — 16. January 2011 - 18:57Als Gegenbeispiel: Statt Goldener Regel gibt es im 1w6-System auf der Webseite das hier:
„Nach unserer Erfahrung eignet sich das Ein Würfel System am Besten für Runden, in denen schnelle, klare Ergebnisse von Handlungen und plastische Charaktere mit deutlichen Erkennungsmerkmalen gewünscht sind.“
→ http://1w6.org/deutsch/regeln/hintergr-nde/f-r-welche-runden-eignet-sich...
Im Heft haben wir gar keine explizite goldene Regel (ich dachte, wir hätten eine :) ).
Allerdings haben wir etwas ähnliches im Epilog:
Warum freie Werke?
Freie Werke schaffen eine Umgebung, in der Jede jeden Teil ihrer Umgebung nach ihren Wünschen gestalten kann und darf, solange sie die Freiheit von niemand Anderem einschränkt.
Wenn dir irgendetwas nicht gefällt, kannst du es ändern.
Den Text finde ich gut. Der
PiHalbe — 17. January 2011 - 10:28Den Text finde ich gut. Der gibt eine Einsortierung, die implizit klarstellt: "Wenn Du etwas anderes suchst, kann es sein, dass Du mit einem anderen System besser fährst." Das ist ehrlich und übersichtlich.
Der Satz im Epilog ist zwar sehr ähnlich, hier aber notwendig, damit klar ist, dass es sich um Open Source handelt. Die Freiheit geht hier ja über den Spieltisch hinaus, was in der Tat etwas besonderes und hervorhebenswertes ist.
Hm, Deinen "erweiterten
Jan — 17. January 2011 - 12:02Hm, Deinen "erweiterten Hinweis" in der goldenen Regel finde ich persönlich zuviel. Soviel sollte jedem klar sein und wo er die Grenze zwischen "das pass ich noch an" und "das System taugt nix für mich" zieht ist ja recht individuell. Sonst nimmt die goldene Regel noch das Aussehen einer juristischen Abhandlung an ;)
Jein
PiHalbe — 17. January 2011 - 13:43Da hast Du in gewisser Weise Recht, aber den Leute, denen nicht klar ist, dass sie anpassen könnten, ist vermutlich auch nicht bewusst, dass das System einen Unterschied macht. Insofern finde ich: wenn schon, denn schon.
Dazu hatte ich just am 15.Jan
Athair (not verified) — 19. January 2011 - 19:47Dazu hatte ich just am 15.Jan was in "Prince Valiant - The Storytelling Game" gefunden.
"What If You Don't Like the Game?
[...]
If the idea of roleplaying interests you another type of game may have more appeal - many roleplaying enthusiasts regularly participate in several different games at once, or skip from game to game in an endless sequence of experiances. See your local book store or game shop.
Finally, you may find the whole game and idea of Storytelling boring, stupid, or a waste of time. My advice is to save yourself and the other players grief and quit playing. Roleplaying games are not for everyone." (p. 43)
In den Auslassungen schreibt Greg Stafford übrigens was über mögliche Probleme mit dem SL deren Lösungen. Mir hat der Abschnitt "What If You Don't Like the Game?" immer recht gut gefallen.
„Nach unserer Erfahrung eignet sich das Ein Würfel System am Besten für Runden, in denen schnelle, klare Ergebnisse von Handlungen und plastische Charaktere mit deutlichen Erkennungsmerkmalen gewünscht sind.“
Das ist nach meinem Versätandnis eine "Horoskop-Formulierung". Klare Ergebnisse und lebendige Charaktere? Gibt es Gruppen, die sowas wirklich nicht wollen?
Als Randnotiz: Ich bin aus den Beschreibungen zum EWS bisher nicht schlau geworden. Obwohl ich die schon öfter gelesen habe. Was es nicht so gut kann und auch nicht unbedingt können will, das konnte ich mir erschließen. Was es ist und will nicht. Das fängt schon an bei: "graphischer Pulp-Stil". Was ist das? Welches - von gefühlten drölfhundert Möglichkeiten - Verständnis von Pulp liegt der Beschreibung zu Grunde?
Ich denke die Goldene Regel
Arkam (not verified) — 13. July 2016 - 17:18Bei Brettspielen kann man sich doch eigentlich auf die Spüielregel berufen. Klar gerade bei den alten Klassikern wie Mau Mau, Monoply oder Mensch Ärger dich nicht! gibt es die verschiedensten Varianten das liegt aber meistens daran das man eben nicht in die Regeln geschaut hat sondern es eben schon immer so spielt. Interessant finde ich es wenn man solche Spiele als Computerspiel spielt und dort teilweise entsprechende Wahlmöglichkeiten angeboten bekommt.
Gerade bei den frühen Rollenspielen, etwa DSA 1. Edition, hatte man eben ein einfaches Kampfsystem und 5 Attribute mit denen man jetzt eben alles Andere selbst in Regeln fassen musste.
Beim heutigen Pathfinder etwa habe ich schon Regeln für den Sturzschaden. Bei DSA 1 musste ich mir als Spielleiter dazu eben selber etwas überlegen. Da musste die Goldene Regel also eher lauten: "In diesem Spiel müssen Sie als Spielleiter, in Absprache mit ihren Mitspielern, selbst einen Regelsatz erstellen." Natürlich gaben fertige Abenteuer und die Waffen- und Schutzwerte Anhaltspunkte aber eben keine verlässliche Regel.
Gruß Jochen