PiCast Fragment #16: Würfeldrehen
PiHalbe — 26. August 2012 - 9:52
Heute geht es aus aktuellem Anlass (Google+) um die allseits beliebte Würfeldreh-Frage: Darf der Spielleiter schummeln indem er beispielsweise hinter einem Spielleiterschirm würfelt und bei Bedarf andere als die gewürfelten Ergebnisse verkündet. Hier meine persönliche Antwort auf diese Frage. Ich bin kein Fan dieser Praxis, die vollkommen unnötig ist, wenn man sich ein paar Gedanken macht.
Hinweis: Am Anfang mache ich auf meine beiden kürzlichen Hörbücher und RPG Pitches (s.u.) aufmerksam. Die ersten 5 Minuten könnt Ihr überspringen, wenn Euch das nicht interessiert.
Ich danke fürs Zuhören und für Anregungen und Kommentare!
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- RPG Pitches [DE/EN]
- Artist: PiHalbe
- Title: Würfeldrehen
- Album: PiCast — Fragmente
- Genre: Podcast
- Year: 2012
- Length: 15:34 minutes (13.15 MB)
- Format: MP3 Stereo 44kHz 117Kbps (VBR)
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Würfeldrehen?
Deep_Impact — 27. August 2012 - 6:50Tja, seit fast 30 Jahren Rollenspieler, aber der Terminus "Würfeldrehen" war mir fremd. Der erste Gedanke ging so in die Richtung, dieser Spielermarotten wie Würfelrotieren (nur Großmeister können das mit dem W4), Würfelpyramiden oder Jonglieren oder dem No-Go "Wieviele Würfel bekomme ich wohl in den Mund....?".
Zum Inhalt kann ich garnicht viel sagen, da ich da ziemlich konform mit dir bin, da es mir in meiner Frühzeit als SL zu oft passiert ist, dass meine Spieler Probe versaubeuteln und ich nicht auf dieses Ergebnis vorbereitet war. Und dann ich nichts peinlicher als ein "Versucht es halt noch mal..."
Was den Anfang des Fragmentes angeht:
Ich finde es etwas ungünstig ein 15 Minuten Fragment mit 6 Minuten Eigenwerbung einzuläuten, da blenden viele aus. Besser am Anfang ankündigen mit einem "Würde mich freuen wenn ihr dran bleibt." und dann hinterherhängen.
Davon ab muss ich mir die Pitches dringend anschauen.
Alles in Allem wieder ein sehr lockere Folge, mit den Versprechern. Klassiker A-B-C-3. :)
Ja, das mit dem langen Intro
PiHalbe — 27. August 2012 - 8:14Ja, das mit dem langen Intro ist mir dann beim Schnitt auch aufgefallen. Ich hatte mich bemüht, es kurz zu halten, aber es ist dann wohl doch länger geworden. Vielleicht packe ich das nächstes Mal in eine separate Ankündigungsfolge. Bisher habe ich ja versucht, solche Ankündigungssegmente zu vermeiden, aber da ich nun drei Sachen beisammen hatte, die teils etwas untergegangen sind, wollte ich nochmal darauf hinweisen.
Hm, vielleicht hat sich der Fachterminus "Würfeldrehen" auch nur in meinem persönlichen Umfeld gebildet. Aber als ich die Frage auf G+ las, war dieser Begriff sofort in meinem Kopf und bot sich als Titel an.
Also separat würde ich die
Jan — 27. August 2012 - 9:12Also separat würde ich die Ankündigung nicht machen. Das hört dann kaum jemand. Einfach kürzer. DOer Anfags kurz anreißen und am Ende länger oder so.
"Würfeldrehen" ist mir eigentlich schon ziemlich bekannt. Deiner Haltung kann ich mich auch voll anschließen. Wollte da schon länger mal was zu schreiben, kam aber noch nicht dazu. Gerade, dass ich unnötig ist kan nich voll unterstützen.
Anfangs anreißen und am Ende
PiHalbe — 27. August 2012 - 12:36Anfangs anreißen und am Ende länger hört sich gut an.
Spieler-Unabhängigen Zufall,
Drak — 28. August 2012 - 21:27Spieler-Unabhängigen Zufall, weil dadurch ein externer Stimulus in die Handlung kommt, so dass die Handlung immer wieder „durchgerührt“ wird.
Irgendein Dichter/Autor sagte mal: „durch die Begrenzung der Form kann ich kreativer sein“.
Das gleiche gilt hier: Würfel bringen Begrenzungen und neue Ideen in die Runde.
PS: Nette Folge. Unterstützt recht schön meine Ansicht, dass Würfel dafür da sind, Entscheidungen zu treffen :)
PPS: Du hast eigentlich eine Begründung für das Würfeldrehen geliefert: Wenn sich die SL verkalkuliert hat, was die möglichen Ausgänge der Probe angeht. Kann leicht passieren, wenn Regeln und Spielstil nicht ganz zusammenpassen (dann sollte das allerdings offen angesprochen werden, und die Regeln sollten angepasst werden, um den Stil wieder zu unterstützen. Denn wir wählen unsere Regeln selbst: http://1w6.org/blog/drak/2008-11-06-wir-waehlen-unsere-regeln-selbst :).
Irgendein Dichter/Autor sagte
PiHalbe — 29. August 2012 - 9:13Irgendein Dichter/Autor sagte mal: „durch die Begrenzung der Form kann ich kreativer sein“.
Das ist ja nichts anderes als Creative Constraint.
Hmm. Ich finde ja, ich habe eine Erklärung gegeben, warum Würfeldrehen verwendet wird. Und eine Begründung, warum es unnötig ist und zumindest alle explizit einverstanden sein sollten.
Juchu Pi ist wieder da.
Gartein (not verified) — 29. August 2012 - 15:43Juchu Pi ist wieder da. Schöner PodCast
Würfeldrehen, oder "Warum scheue ich die Konsequenzen?"
Ozz (not verified) — 19. September 2012 - 13:57Vorweg, stimme mit deiner Meinung überein, denn Würfeldrehen ist Schummeln. Die Frage die man sich eher stellen muss, ist die, ob es erlaubtes(die Gruppe weiß, das der SL was hinter seinem Schirm biegt) oder unerlaubtes(die Gruppe weiß es eben nicht) Schummeln ist.
Sollte die Gruppe es wissen, dass der SL ab und an etwas zurecht biegt, ist es okay, solange die Gruppe daran Spaß findet.
Sollte sie es nicht wissen, ist es unangenehmes Schummeln, denn das ist Willkür. getreu dem Motto, "Hier darfst du nicht sterben, sonst wäre das Abenteuer zu ende. Stirb gefälligst im Finale!"
Würfeldrehen ist immer verbunden mit einem schlechten Gewissen, entweder möchte man es dem Spieler nicht antun, oder man will das Abenteuer beenden(welches man vermutlich gekauft hat.).
Was ich bislang aus vielen Posts der Würfeldreher mitbekam war, das man auf die Gefühle der Spieler achten sollte und sie viel lieber Storyteller sind und keine Powergamer. Machen wir uns hierbei nichts vor, sie zögern, weil sie keine schlechte Stimmung innerhalb der Gruppe wollen. In meinen Augen wird es jedoch viel schlimmer, je offensichtlicher das Drehen wird, denn sollte mal der Fall eintreten und der SL rettet meinen SC nicht, jedoch einen anderen, wird immer die Frage im Kopf hängen, warum rettet er sie/ihn und nicht mich. So entsteht viel mehr Druck und viel mehr Abhängigkeit vom SL innerhalb der Gruppe.
Im vornherein zu sagen, ich würfel offen, mit allein Vor- und Nachteilen, man mag es kaum glauben, aber offen würfeln, hat auch Nachteile, nimmt einem die Last des Entscheidens. Ich als SL gebe sozusagen dem Zufalls die Auswahl ab.
Was also kann man anders machen. Du sprachst davon, zu wissen, wann sich eine Wurf lohnt und wann nicht. Beispielsweise wenn man ein Kaufabenteuer hat und weiß ganz genau, die SCs sind sozial nicht die Besten, muss man dann jede Situation, wo man zwischenmenschliches erlebt, auswürfeln? Ein weiteres Beispiel, die SCs stehen vor einem Dungeon, sie sind aber nicht die besten Fallenfinder, ist es nun wichtig, sie jede Falle auslösen zu lassen? Hier, genau in solchen Situationen spaltet sich die Spreu vom Weizen, einige reagieren komplett nicht auf die Gruppe und ihre Stärken und schwächen und folgen ihrem Drehbuch, andere umschiffen sie, gibt ihnen Dinge in die Hand, mit denen sie umgehen können.
Was kann man aber zudem anders machen? Gummipunkte oder Player Empowerment ist hier die Lösung. Einige bekommen schon einen Anfall wenn man Gummipunkte erwähnt und wie sehr es angeblich das Spiel stört und sie herrausreißt aus ihrer erdachten Welt und, und, und.Keiner jedoch konnte mir erklären, wie schwer es ist, etwas wie eine Münze die man vom SL zu beginn der Runde bekommen hat, in die Hand zu nehmen und ihm zurück zu geben, um einen verpatzten Wurf zu wiederholen. Gummipunkte müssen keine komplexen Regeln haben, sie müssen keine Bennies, Plotpoints, Faithpunkte, Karma, Glückspunkte, Willenskraftpunkte, Schicksalspunkte sein, die man aus anderen Spielen kennt. Sondern ganz einfach. Sie müssen auch nicht als Erziehungsmittel dienen und die Leute zu Stunts verführen, oder ihre Schwächen auszuspielen, oder verbrannt werden. Ganz einfach, jeder bekommt zu beginn einer Session, eines Abenteuers, eines SC Lebens eine Summe Gummipunkte, dieses setzt er selbst ein um Würfe zu wiederholen. Das stört niemanden ist ziemlich simpel und wer meint aus seiner Welt gerissen zu werden, soll mir bitte erklären, was dann das reine Würfeln ist und warum man es dann nicht zweimal machen kann.
Zu meinen Vorlieben:
Aus meiner persönlichen Sicht meide ich Mauern zwischen mir und den Spielern, oder anders herum, ich spreche Dinge vor und nach dem Spiel ein, baue Hausregeln gemeinsam. Ich gehöre zu der Sorte Spielleiter die auch mal ne Session Metagaming vorantreiben und auch Themen zwischen Spielern anspricht. Der Gruppenvertrag ist mir Heilig sozusagen ^^
Soviel dazu und noch etwas, dein Podcast ist interessant. Hab mein Handy voll und mir einige Notizen dazu gemacht. Soweit gefällts.