Unknown Armies - Der Ausbruch
PiHalbe — 21. March 2009 - 10:12
Kürzlich haben wir das Szenario "Der Ausbruch" aus dem Band "Schnellschüsse" von Unknown Armies gespielt. Spielleiter war Deathrace King, welcher sage und schreibe acht Spieler betreute. Bei dem Szenario handelt es sich um einen One-Shot, in dem zwei Parteien von unterschiedlichsten Spielercharkateren gegen einander spielen, aber auch überraschende Allianzen bilden oder sich unter einander zerstreiten können. Da ich potenziellen Spielern nicht zu viel vorweg nehmen will, versuche ich, des Pudels Kern zu verschweigen.
Es geht, wie der Titel andeutet, um einen Ausbruch. Eine handvoll Gangster sind aus einem Gefängnis ausgebrochen und nehmen auf der Flucht Geiseln. Auf Grund widriger Umstände landen sie in einem abgeschiedenen Häuschen, dass von einem alten russischen Pärchen bewohnt wird. Schwerer Hagel zwingt sie dazu, in dem Haus zu verharren und sich mit den Problemen, die Geiseln mit sich bringen, zu arrangieren. Dazu kommen aber noch Unknown-Armies-typische Probleme, da das Haus nicht ganz normal zu sein scheint.
Das Ende des Szenarios ist sehr offen. Der Spielleiter erstellt das Setting und wartet ab. Er reagiert nur und beschreibt die Szenerie. Fast alle Charaktere werden von Spielern gesteuert, welche die Handlung voran treiben. Dabei sind die Charaktere mit einem solchen Hintergrund ausgestattet, dass Konflikte einprogrammiert sind. An eigentlich allen Ecken und Kanten des einen stößt sich ein anderer Charakter. Flagframing lässt grüßen, da wurde hier exzessiv und vorbildlichst mit gearbeitet und ich hege die Hoffnung, dass man mit dieser Technik weitere solcher Szenarien erstellen könnte.
Das Spiel war flüssig, wenn auch sehr chaotisch. Da alle Spieler im selben Raum saßen, nicht aber ihre Charaktere, mussten oft Zettel hin und her gereicht werden. Einige Male bildeten sich bis zu drei Gruppen von Spielern, die unter einander das Spiel weiter trieben, alles durcheinander. Der Spielleiter hatte es schwer, die Oberhand über uns zu behalten, aber dafür passierte stets etwas und es gab nie langweilige Pausen (dafür aber manchmal diese Momente, wo man gerade was ganz dummes sagt und zeitgleich alle anderen plötzlich aufhören zu reden). Das Zeitmanagement war entsprechend chaotisch; Gleichzeitigkeit ist ein sehr dehnbarer Begriff. "Nee, Moment! Dann bist du hoch, noch bevor er ihn erschossen hat und sie sich aus dem Fenster stürzt. Aber da er da schon auf dem Weg runter war, hättet ihr euch eigentlich begegnen müssen. Obwohl ... war die Tür da schon offen?"
Na, wie dem auch sei. Das Szenario hat trotzdem viel Spaß gemacht. Ich war vorerst skeptisch, ob Spieler-gegen-Spieler gut funktioniert, aber wir haben das als Gruppe erstaunlich gut hinbekommen. Durch die geschickt ausgestalteten Charaktere und das spannende Haus, schreit das Szenario nachgerade nach Konflikten und Action. Wenn man Spielberichte liest, merkt man auch schnell, dass jede Gruppe etwas ganz anderes daraus macht. Für eine Kampagne wäre das nichts - zu chaotisch und zu anstrengend - aber für einen EinzelKnaller kann ich das Szenario jedem, der gerne freakige Rollenspiele ausprobiert (und eine große Spielgruppe hat), nur wärmstens empfehlen.
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PiHalbe — 26. August 2009 - 10:39Taugt Unknown Armies -
Taugt Unknown Armies - systemtechnisch - eigentlich was? Ich kenne es kaum und habe bisher sehr Unterschiedliches gehört von "total gut" bis "naja...". Klingt auf jeden Fall nach einer spannenden Session!
Ja (kommt darauf an)
Ich war seinerzeit nur mäßig begeistert vom Regelwerk. Das hat zwei Gründe:
Was mich vor allem gestört hat war, dass man als Spieler sehr schlechte Erfolgschancen hat, sobald gewürfelt werden soll. Das hatte mich genervt, weil UA sich ja "Das Rollenspiel um Macht und Konsequenzen" nennt. Von Macht war da nichts zu spüren.
Allerdings kommt es ja darauf an, was das System erreichen will, und laut offiziellem Statement ist das Hilflosigkeit der Charaktere bei der Konfrontation mit dem Übernatürlichen. Die ist wohl gegeben, habe mich noch in keinem Rollenspiel so hilflos gefühlt. Das geht natürlich auch einher mit der sehr starken SL - die Spieler können (als Normalos) nur reagieren, nicht die Dinge selbst in die Hand nehmen. Gefahr, Bedrohlichkeit und Dreck bekommt das System gut hin, zusammen mit den Spleens der Charaktere.
Ob man das will, bleibt jedem selbst überlassen. Ich mag es lieber, wenn ich als Spieler mitgestalten und etwas ausrichten kann. Für beklemmende Horror-Ungewissheit am Abgrund geht UA aber sehr gut.
Dazu muss man sagen
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Dazu muss man sagen, dass man Unknown Armies auf ganz verschiedene Arten spielen kann. Viele One-Shots wie gerade auch der Ausbruch werfen die Spieler als Normalos in Extremsituationen. Da wird natürlich gerade dadurch Spannung aufgebaut, dass die Spieler einer großen Bedrohung ausgesetzt werden. Diese geht beim Ausbruch sehr stark auch von den anderen Spielern aus, was zu einer starken Unsicherheit aber wie ich das als aussenstehender Sl beurteilen kann auch zu einem starken Thrill-Faktor führt.
Wenn man UA als Eingeweihten oder Erleuchteten-Kampagne spielt machen die Spieler den Plot, die Hilflosigkeit weicht zunehmend größerem Einfluss und die im Slogan versprochene "Macht" samt ihrer "Konsequenzen" wird spürbar.
Und sobald man erstmal auf magische Tricks zurückgreifen kann haben die Charaktere auch deutlich größere Erfolgschancen und viel bessere Aussichten was im Spiel zu reissen.
Ich finde, es klingt
Ich finde, es klingt interessant, auch wenn ich PvP nicht wirklich mag - mir gefällt es bei Rollenspielen gerade, dass man zusammen spielt.
Bzw. zumindest meistens gemeinsame Ziele verfolgt...
Wenn ich Deathrace King bei
Wenn ich Deathrace King bei der Erläuterung vor dem oben geschilderten OneShot richtig verstanden habe (jawohl, ich war dabei ;) ), dann ist PvP eher eine Besonderheit des "Ausbruch"-Szenarios, denn des Regelwerks.