Hilfe! Wo sind meine Mitspieler?
PiHalbe — 2. September 2009 - 17:56
Stück für Stück verabschieden sich die Spieler der Runde. Wer kennt das nicht? Sie melden sich nicht mehr, sind unpünktlich oder unzuverlässig. Das schadet den ohnehin schon seltenen Spielrunden natürlich noch weiter. Und für die Motivation der übrig gebliebenen ist sowas natürlich Gift.
Woran liegt das und was kann man dagegen machen?
Probleme
Herauszufinden, woran genau die Abwesenheit oder Unzuverlässigkeit der Spieler hängt, ist der wichtigste Schritt dabei, sie zur Gruppe zurück zu holen. Die Gründe sind vielfältig und bedürfen jeweils unterschiedlicher Anstrengungen.
Folgende Gründe kommen mir in den Sinn:
- Verplantheit — Sicherlich bei Rollenspielern oft zu finden. Nicht böse gemeint, man hat es nur vergessen oder verschlampt.
- Unlust — Vielleicht ist das Interesse nicht groß. Dies gilt insbesondere für Casual Gamer, aber auch für Spieler, die mit der Gruppe, der Welt, dem Regelwerk oder dem Spielstil nicht zufrieden sind.
- Zeitstress — Sollte man nicht vergessen. Je älter die Mitspieler sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie einen Haufen Zeug zu tun haben und die nötige Zeit beim Rollenspiel abzwacken.
- Persönliche Präferenzen — Vorlieben ändern sich. Wer gestern noch begeisterter Rollenspieler war, ändert seine Meinung vielleicht, wenn er etwas neues kennenlernt. Beliebt sind hier wohl: Studium, FreundIn, Job, Umzug.
Lösungen
Was man dagegen tun kann, ist nicht immer leicht zu sagen. Und bei einigem kann man so gut wie gar nichts ausrichten. Hier ein paar Vorschläge, die vielleicht helfen.
Verplantheit
Ein starker Organisator in der Gruppe wird gebraucht. Ich erinnere mich, dass ich früher wie blöd telefoniert habe, bis wir den nächsten Termin hatten. Wikis, doodle, eMail, IM, Mobiphone usw. machen es im Prinzip einfacher, aber oft sind die Spieler nur schwer mit solchen Techniken zu beglücken. Und es besteht die Gefahr, dass das x-te Forum im heutigen Multimedia-Kommunikationswust einfach untergeht.
Bei so etwas hilft nur Ausprobieren verschiedener Organisationsmethoden. Es kann auch gut sein, dass eine einzelne Methode nicht für alle funktioniert, dann muss man mehrgleisig fahren, was natürlich mehr Aufwand bedeutet. Wichtig ist aber, dass die Spieler nicht das Gefühl haben, es wäre alles wahnsinnig kompliziert geworden.
Nachdem man einen Termin organisiert hat ist es natürlich wichtig, dass die Leute auch daran denken. Wenn Organizer-Sorftware viel Anwendung in der Spielrunde findet, sind iCal-Termine per eMail oder gar ein Spielrunden-interner Web-Kalender sicherlich eine gute Möglichkeit (kostengünstiger als die Gruppen-SMS kurz vor Spielbeginn und längerfristiger als eine eMail einen Tag vor Spielbeginn).
Gegen vergessene Charakterbögen oder den Was-haben-wir-letztes-Mal-gemacht-Effekt helfen gruppeninterne Wikis und Blogs recht gut, wie sich bei uns zeigte. Davon haben wir regen Gebrauch gemacht.
Unlust
Vielleicht der Punkt, wo man am meisten ändern kann — so merkwürdig das klingt. Der betreffende Spieler hatte schon mal Lust am Rollenspiel, sonst wäre er nicht dabei. Irgendetwas hat ihm die Lust verdorben. Jetzt gilt es herauszufinden, was genau das ist.
Was ist für den Spieler spannend, was nervig? Was wollte er schon immer mal ausprobieren, wovon hat er genug? Gibt es Missverständnisse mit den anderen Spielern oder passen ihm Zeit oder Ort partout nicht? So etwas kann man alles aufklären und mit etwas Glück auch regeln, sodass alle wieder ethusiastisch dabei sind und nicht aus Unlust fehlen.
Zeitstress
Hier kann man nur indirekt etwas tun. Für Leute, die viel um die Ohren haben können komplexe Regelwerke oder zähflüssiges Spiel nervraubend sein. Es kann helfen, schnellere, regelleichte Systeme anzubieten und das Spielgeschenen etwas zu trimmen. Dafür kann man wunderbar auf Tipps aus Doms Buch Spielleiten zurück greifen. Flag-Framing, Spieltempo-Regulierung und Szenen-Techniken können wunderbar zu einem flüssigen Spiel beitragen, das die investierte Zeit auch für einen beschäftigten Menschen wert ist.
Für Leute mit Zeitstress können EinzelKnaller™ (also knackige One-Shots) hilfreich sein, wenn sie sich vor langen Kampagnen scheuen. EinzelKnaller sind meist ohnehin Erlebnis-pro-Zeit-optimiert.
Durch Nörgeln erreicht man bei solchen Menschen allerdings gar nichts.
Persönliche Präferenzen
Da kann man nichts machen. So ist das Leben.
Vielleicht finden die Spieler nach einiger Zeit wieder zum Rollenspiel zurück. Vielleicht auch nicht. Haltet sie auf dem Laufenden, ladet sie ein, aber versucht nicht, sie unter Druck zu setzen.
Vielleicht hilft es, ihnen stärker auf sie abgestimmte Abenteuer / Welten / Systeme zu liefern. Vielleicht auch nicht. Große aktive Möglichkeiten hat man hier nicht.
Schlusswort
Ich hoffe, dies ist schon mal ein ganz nützlicher Überblick für alle, die mit zerbröselnden Gruppen zu kämpfen haben.
Viele Punkte dieses Artikels habe ich aus persönlicher Erfahrung. Vielleicht irre ich mich bei einigen. Was für Erfahrungen habt Ihr denn gemacht? Habt Ihr gute Tipps gegen Spielerschwund?
Der Nummer-Eins-Tipp ist sicherlich: Mehr Spieler! Aber das ist ein anderer Artikel.
Bild: gerlos
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Also ich habe da mitunter
Joni (not verified) — 4. September 2009 - 7:56Also ich habe da mitunter schon ähnliche Erfahrung gemacht. Einige Rollenspielgruppen, die ich so in meiner Umgebung miterlebe, sind ziemlich instabile Elemente. Schon allein die Terminfindung ist meistens schwierig.
Letzteres allerdings hängt meiner Erfahrung nach auch damit zusammen, dass die Leute oft keinen richtigen Bock haben, mitzuspielen.Oft zum Beispiel, weil sie bunt zusammengewürfelt sind und ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Spiel haben, aber nicht darüber sprechen. Oder, weil der Spielleiter total unreflektiert ist über sein tun und es schlicht nicht drauf hat, ein Spiel sauber zu leiten.
Das führt dazu, dass man sich nur Zeit fürs Rollenspielen nimmt, wenn wirklich nichts anderes (Kaffee und Kuchen bei Mama, Kino, WOW-spielen) dazwischen kommt. Belustigend, ich habe kürzlich einen Spielleiter erleben dürfen, die sich Gottes was wundert, dass seine Runde auseinander driftet und nach allen möglichen Gründen sucht (jaja, die hektische moderne Zeit), dabei liegt das schlicht meiner Meinung nach daran, dass er willkürlich, railroadend und spieleünterdrückend wirkt und sich dabei als "Storyteller" darstellt, das aber auch nicht kann. Die Schuld bei sich selbst als SL oder bei den Spielern zu suchen und das auch zu sagen (ich habs in dem Fall auch nicht), macht kaum einer... ergo: fadenscheinige Argumente, warum man nicht kann.
Hat man diesen Punkt 1 mal geklärt, also einen kritikfähigen SL, ein offenes Gesprächsklima über das Spiel und nen gemeinsamen Spielstil, dann helfen mEn weitere Punkte, um ein regelmäßiges Spiel hinzubekommen.
Punkt 2: Nein sagen. Wichtig, auch in Bezug auf die nachfolgenden Punkte: auch mal nein sagen können zu einem potenziellen Spieler. Nein, wenn er nicht in die Gruppe passt. Nein, wenn er "dann immer mal gucken muss, ob er Zeit hat", nein, wenn er nicht bereit ist, den gemeinsam gefunden Spieltermin anderen Dingen überzuordnen. Wer dauernd keinen Bock hat (wenn es nicht aus obigen Gründen ist, an denen man evtl. arbeiten kann) oder andere Freizeitaktivitäten bevorzugt, der hat in unserer Stammrunde nicht viel verloren.
Punkt 3: Einen gemeinsamen Termin festlegen, der regelmäßig stattfindet und sich an diesem halten.Dieses "ja wir mailen dann fürs nächste mal", klappt meiner Meinung nach eher schlecht.
Punkt 4: Sich in Ausnahmefällen nicht unter Druck setzen lassen wegen Zeitstress. Wenn es zu arg wird, spielen wir einfach mal ein Brettspiel, oder nen kurzen One-shot. So bleibt das Ritual bestehen (wir treffen uns alle zwei Wochen), aber dennoch wird der Druck genommen, man hat hinterher noch Zeit zu lernen, der gestresste Spielleiter muss ausnahmsweise mal nicht ran etc...
Soweit meine 5 Cent :-)
Joni
Link...
Drak (not verified) — 5. September 2009 - 15:17Erstmal danke für den Spielleiten-Kauflink! Habe es jetzt endlich bestellt :)
Wie eine auseinanderdriftende Gruppe zusammengehalten werden kann, weiß ich selbst leider auch nicht so genau. Unsere Karlsruher Runde ist inzwischen seit einiger Zeit bei 3 Spielern, obwohl wir mit 5 angefangen haben. Aber neue Spieler in die bestehende Kampagne einzubinden, ist nicht gerade leicht (zu viele zu feste Strukturen zwischen den Charakteren - da wäre ein Experte für Gruppendynamik wie ihn Unternehmen auch häufiger mal anheuern sollten wohl praktisch :) ).
Lieben Gruß,
Arne
Das Verspielen der Spieler
Blut (not verified) — 28. November 2010 - 19:57Das Verspielen der Spieler ist wie ein Feuer das man näheren muß mit frischen Holz. Doch wie kommt man an neue Spieler ran? der Besuch in Rollenspielladen oder das Internet bieten gute möglichkeiten. ein Ladenbesizer freut sich immer über eine Supportrunde eines Systems welches er führt. Im Netz ist des dann noch leichter wenn man die richtigen Seiten kennt wie eben www.Spielerzentrale.de
Solche Laden runden lassen sich ebensogut als Stammtische ausbauen wo jeder mitspielen darf ob man dann ein OEK macht oder eine Kamapie ist immer Gruppenentscheidung aus den Stammspielern die immer kommen.
Nachteile sind das es nie ganz ruig ist und man sich an Ladenzeiten halten muß. Vorteile sind das viele neue Spieler in sehr kurzer zeit so kennen lernen kann. Sollte man das ereicht haben kann man wieder ausziehen und sich an eigenden Wohnzimmer Tisch mit seiner neuen runde setzen.
Noch ein kleiner tipp zum Spieleladen, nicht der Spielleiter hat hier das läste Wort sondern der Ladenbesitzer.