Die Rollenspielvolkszählung (Oder: Wieviele sind "wir" eigentlich?)
PiHalbe — 4. January 2009 - 13:20
Greifenklaue verlinkte einen Artikel zum click-provozierenden Thema "Pen & Paper-Rollenspiel am Ende?". Der Artikel ist echt interessant, aber weist meiner Meinung nach auch einige Mängel auf.
Zu allererst fiel mir da die Gegenüberstellung von P&P-RPG gegen MMORPG auf. Da wird behauptet:
Online-Rollenspiele bieten gegenüber Pen&Paper zahlreiche Vorteile. Man muss nur ein Produkt kaufen und hat für Monate oder Jahre Spielspaß.
Ich habe das bisher immer genau anders herum gesehen. Habe ich einmal ein einziges Rollenspiel gekauft, kann ich damit mit meinen Freunden spielen, bis uns die Phantasie ausgeht. Bei einem Online-Rollenspiel muss ich dagegen immer neue Mission-Packs oder ganz neue Spiele kaufen um neue Abenteuer erleben zu können. Darüber hinaus muss man oft noch einen monatlichen oder sogar stündlichen Obulus entrichten, um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Da finde ich das gute, alte Pen&Paper wesentlich angenehmer.
Dann bin ich über folgende Passage gestolpert:
Erst einmal ist festzustellen, dass wir nicht besonders viele sind. Das kann man an den Absätzen erkennen. Bei dem größten deutschen Rollenspiel, DSA, gilt ein Abenteuerband als ungewöhnlich erfolgreich, wenn er sich 3.000 Mal verkauft hat.
Wie viele sind wir eigentlich? Das finde ich echt schwer zu sagen. Aber zunächst gilt anzumerken, dass in meinem Bekanntenkreis eher Regelwerke gekauft werden, als Abenteuerbände. Insbesondere ist es nicht ungewöhnlich, mehr als ein Regelwerk je Runde zu haben, wobei selten ein Abenteuer mehr als einmal vorhanden ist (außer bei Hardcore-Munchkins). Dazu aber gleich noch ein paar Überlegungen.
Tatsächlich hat auch unsere Runde im Laufe der Zeit weniger Regelwerke gekauft. Das hatte im Wesentlichen den Zeitgrund, liegt aber auch an freien Rollenspielen im Netz und Indie-Rollenspielen (die sich meist mit einem Band begnügen), die bei uns in den Vordergrund getreten sind, während kaum jemand noch Zeit für eine ausgebaute Rollo-Bibliothek hat.
Jetzt zu meiner Kernfrage:
Wie viele sind wir eigentlich?
Um darüber ein wenig zu spekulieren, möchte ich uns gerne in drei Kategorien einteilen:
- Nerds - Spieler, die auf viele Cons fahren, Systeme sammeln und sehr viel Zeit für Rollenspiel aufwenden
- Gamer - Spieler, die gerne und aus eigenem Antrieb spielen und auch Regelwerke besitzen
- Casuals - Spieler, die durch Gamer oder Nerds rekrutiert wurden und denen es egal wäre, ob man sich anstelle von Rollenspiel für etwas anderes treffen würde
Diese Einteilung ist so natürlich nicht realistisch, aber vielleicht ein guter Anhaltspunkt. Wie sieht dann so eine typische Rollenspielgruppe aus? Ich tippe auf so etwas wie:
2 Nerds, 3 Gamer, 5 Casuals
Casuals werden allerdings kein Geld für Spiele ausgeben und Gamer auch nur beschränkt. Die einzige ernsthafte Einnahmequelle für Verlage sind die Nerds.
Wenn ein erfolgreicher DSA-Abenteuer-Band sich 3.000 mal verkauft, dann schätze ich mal einfach auf 6.000 DSA-Runden (wenn jeder Nerd und ein drittel der Gamer so ein Werk haben, kommen wir auf 18.000 verkaufte Regelwerke). Es wird vielleicht jede zweite Runde DSA spielen, macht also 12.000 Spielrunden, wären 120.000 Spieler, davon 24.000 Nerds.
Das ist natürlich sehr naiv gerechnet und nur eine grobe Schätzung. Ihr dürft die Rechnung gerne in der Luft zerreißen. Zur Vereinfachung bin ich ja auch davon ausgegangen, dass es keine Überschneidung zwischen den Gruppen gibt und dass Abenteuer tatsächlich nur einmal je Runde gekauft werden.
So eine richtig gute Idee, wie man uns zählen kann, habe ich leider nicht. Über das Netz kann man ohnehin keine Casuals erreichen. Aber mit etwas Glück kann uns der Rollenspielstatistiker weiterhelfen. Wie sieht es aus:
Hat jemand Ideen, wie man die Menge der deutschen Rollenspieler vernünftig abschätzen kann?
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PiHalbe — 4. September 2009 - 11:25Zählen!?
Das ist in der Tat ein Problem... Zählen für einen Verlag Casuals, die nix kaufen überhaupt? Zählen Leute, die vor zwei Jahren mal spielten noch - im Sinne einer potentiellen Reaktivierung.
Die Klassifizierung ist schonmal n guter Anfang, letztlich gibt es nur Abschätzmethoden.
Gruppenstruktur
Für mich ist es allgemein extrem schwierig, Gruppenstrukturen abzuschätzen.
In meiner Karlsruher Gruppe haben wir z.B. zwei Leute, die Regelwerke kaufen, wobei davon einer zur Zeit größtenteils ausfällt, weil er an einem eigenen System schreibt und deswegen wenig dazu kommt, andere Systeme zu spielen (ich - hat außerdem gerade Geldgründe...).
Der Rest der Gruppe kauft eigentlich keine Regelwerke.
Wir haben aber noch jemanden, der eine eigene Welt entwickelt, und wir machen regen gebrauch von meinen alten Gurps-Quellenbüchern als Inspiration.
In meiner Heidelberger Runde haben wir mindestens mal zwei, die Regelwerke von einem der Spiele kaufen, die wir spielen (Warhammer Fantasy), unter denen ich aber nicht bin.
Also komme ich auf 3-4 Rollenspielkäufer von 10 Spielern, wenn ich die Zweitkonstellation der Heidelberger Runde dazurechne 3-4 von 11.
Die Schwierigkeit ist jetzt aber, verlässliche Zahlen zu kriegen.
Selbst eine Umfrage, die in allen Foren und Blogs gestartet würde könnte nur die aktuell online aktiven Rollenspieler erwischen (bei uns _knapp_ zwei...).
Trotzdem wäre das vielleicht ein guter Ansatzpunkt: Eine Umfrage "Wie viele aus deiner Runde kaufen Rollenspielbücher, und wie viele sind online aktiv?"
Für den ersten Punkt habe ich gerade eine Umfrage erstellt:
http://1w6.org/poll/2009-01-05-umfrage-wieviele-aus-eurer-runde-kaufen-r...
Ich hoffe, dass sie nützliche Daten liefert (auch wenn die natürlich Mängel haben, aber um die Mängel zu beheben müssten wir eine Umfrage unter einer wirklich repräsentativen Stichprobe von Leuten machen - und ich glaube keiner von uns hat Lust, Zeit und Geld 10 Millionen Deutsche einzeln zu fragen, ob sie Rollenspiele spielen :) ).
Wie viele sind wir eigentlich?
Nein, leider keine konkrete Idee, wie das Zählen funktionieren könnte. Bin aber auch kein Statistiker *g*.
Deine grobe Einteilung ist zumindest schon mal ein Anfang. Ich denke, in erster Linie wäre interessant, wieviele überhaupt gerade momentan spielen. Egal, zu welcher Gruppe Deiner Einteilung sie zählen. Im Anschluß mögen dann die eine oder andere Aufschlüsselung von Interesse sein.
Deiner Einteilung entsprechend wäre ich dann wohl ein Nerd - ich bin zwar kein regelmäßiger Con-Besucher, aber das andere trifft auf mich zu.
Unsere Gruppe sind zur Zeit, ebenfalls nach Deiner Einteilung, ohne meiner Person, noch 2 Gamer und 2 Casuals.
Einteilung
Stimmt, an ehemalige Spieler, die reaktiviert werden können,habe ich jetzt gar nicht gedacht. Aber ob die relevant sind ... vielleicht um abzuschätzen, wie schnell die Leute / Käufer abwandern.
Die Anteilung (wie auch immer man die vornimmt - meine ist nur ein Beispiel) nach Emotional Investment finde ich schon wichtig, da wir höchst sicher Korrelationen zwischen Intensität des Spielens, Präsenz im Rollonetz und Kauflust haben. Und letztere Größen interessieren uns ja brennend. Wie gesagt: Casuals tauchen im Netz und auf den Abrechnungen der Verlage gar nicht auf - sind aber wohl trotzdem Spieler!
Wenn ich auf unserer Rolloseite mal durchzähle komme ich auf:
Dazu kommen dann noch ein paar Auxialiaries, die aber eigentlich aus einer anderen Runde kommen. Dabei meine ich mit Runden nicht Spielgruppen an sich, sondern Leute, die oft mit einander rollenspielen. Ist also ein Konstrukt mit sehr schwammigen Rändern. Soziale Netzwerke eben - nur offline!
Eine Umfrage wie Drak sie erstellt hat, kann zusammen mit Verkaufszahlen schon Aussagen über die Anzahl der Rollenspieler machen. Muss man nur hoffen, das ehrlich abgestimmt wird. Getreu dem GIGO-Prinzip sind wir sonst aufgeschmissen. Aber ich vermute, dass Rollenspieler da verlässlich (weil stolz auf ihr Hobby) sind.
So long!
auch keine Idee...
Hi,
also ich habe auch keine Idee wie man das wirklich zählen kann ... Verkaufszahlen der Verlage wären von Nöten.
Ich spiele und meistere in 3 RPG-Runden. Da sähe es dann so aus: (mich selbst klassifiziere ich als Nerd auch wenn ich kein Con-Gänger bin und bin daher in jeder Gruppe mit aufgelistet)
Gruppe 1: 2 Nerds + 4 Gamer
Gruppe 2: 5 Nerds + 3 Gamer
Gruppe 3: 3 Nerds + 2 Gamer (wobei hier 2 weitere Nerd-Überschneidungen zu Gruppe 2 vorliegen)
Soweit mal von mir.
Gruß
Ja, das ist wahrlich schwer
Ja, das ist wahrlich schwer zu zählen. Ich würde mich selbst nicht als Nerd bezeichnen. Ich kenne die DSA Grundregelwerke nur relativ vage und kenne mich auch sonst nur relativ wenig aus. In ein paar Zeiten und Gebieten bin ich fit, das wars dann aber auch schon. Auf der RatCon war ich hauptsächlich, weil diese in meiner Heimatstadt, Dortmund, stattgefunden hat.
Ich kenne 3 Rollenspielgruppen:
1. meine Gruppe: 1 Nerd (ich), 1 Gamer, 7 Casuals (ihnen macht es viel Spass und sie würden die Abenteuer nicht gerne missen, jedoch beschäftigen sie sich außerhalb der Spielabende nicht oder nur kaum mit DSA)
2. Gruppe: 1 Nerd (D&D), 4 Casuals
3. Gruppe: 2 Nerds, 2 Gamer
man sieht daher: es ist alles sehr ungleichmäßig verteilt und eine Schätzung der Zahl von Rollenspielern ist leider wirklich sehr schwer. Man sollte aber auch andere Rollenspiele nicht außer Acht lassen, wenn man sich die Verkaufszahlen ansieht.
mfg
vielleicht könnte man die
vielleicht könnte man die Mitgliederzahlen von den führenden Rollenspielforen zählen... Ich denke es gibt keinen Nerd, der nicht in einem der Foren angemeldet ist ;)
All jene Mitglieder, die dabei allerdings unter 10 Einträgen haben könnte man als Casuals zählen.
mfg
hallo, ich leite mehrere
hallo, ich leite mehrere Rollenspielgruppen.
die erste: ich (nerd) habe viele verschiedene systeme gehe aber nur unregelmäßig auf cons organisiere jedoch zusätzlich zu unseren spielrunden vierteljählich einen rollenspieltreff im jugendtreff. mit ca. 50 - 80 teilnehmern von denen sich anschließend ca. 10 % rollenspielartikel kaufen.
ich. 3 gamer, 2 casuals
die zweite ich, 5 gamer 0 casuals
die 3.
ich, 1 weiterer nerd, 2 gamer, 2 casuals und 1 spieler der von dsa 1 und 2 und teilweise 3 alles besitzt, aber nichts neues mehr kauft.
zählvorschlag: schwierig. die verlagszahlen, wären wie gesagt wichtig, eventuell kann man ja von diversen cons noch die besucherzahlen bekommen und regional auswerten (zum beispiel durch vorverkaufte und verschickte eintrittskarten bzw. umfragen durch den einlass)