Descent: Die Reise ins Dunkel
PiHalbe — 30. November 2008 - 16:16
Seit drei Wochen besitzen wir das Spiel Descent: Die Reise ins Dunkel. Zu viert haben wir uns das teure Vergnügen geleistet und sind als frischgebackene Helden in guter, alter Hero-Quest-Manier in die tiefsten Verliese hinab gestiegen um Schätze zu sammeln, Monströsitäten zu erschlagen und dem Overlord ein Schnippchen zu schlagen. Eine Gruppe von Heldenspielern tritt gegen den bösen Spielleiter auf seinem Grund und Boden an, durch scheinheilige Aufträge motiviert.
Auf der Spiel in Essen sind wir auf das Spiel aufmerksam geworden. Descent selbst ist schon älter (2005), auf der Messe wurde die Erweiterung Road to Legend beworben, die nächstes Frühjahr auf deutsch erscheinen wird.
"Hey, das sieht ja aus, wie Hero Quest." - "Sowas müsste man eigentlich noch mal spielen, oder?" Zwei Wochen später trudelte der Karton bei mir ein. Für die 50 € bekommt man viel geboten. Der Karton hat das Format von zwei Siedler-Kästen neben einander und legt ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Man sollte beim ersten Spiel eine gute halbe Stunde auspacken einkalkulieren - so lange haben wir zu dritt gebraucht. Da wollen diverse gestanzte Kartonplatten ausgedrückt und die Inhalte sortiert werden, da müssen die Figuren begutachtet werden, die Karten auseinandergepfriemelt, usw.
Am Ende ist der gesamte Tisch zugerümpelt, Platz für Essen bleibt auf kleineren Tischen nicht. An sich bin ich ja für Überschaubarkeit, aber es gibt einem einfach ein herrliches Retro-Feeling mit all dem Kleinkram.
Der Dungeon wird aus kleinen Modulen aufgebaut, die sich wie Brio-Bahn in einander stecken lassen. Die so erstellten Dungeons können gerne auch mal herrkömmliche Wohnzimmertische sprengen, also zum Spiel immer nach einem großen Tisch Ausschau halten. Die Helden und die Monster werden durch einfarbige Plastikfigürchen dargestellt, die bei uns nur kleine Produktionsfehler aufwiesen. Da wir keine Miniaturisten sind, stört uns das wenig. Die Figuren sind aber schön detailreich und passen gut zum Spiel, auch wenn es manchmal etwas knubbelig werden kann (die Figuren sind oft größer als die Felder, die sie einnehmen). Der Rest wird durch Karten oder Pappmarker dargestellt (hunderte!), die in diversen Ausführungen daher kommen.
Das erste Spiel gestaltete sich erstaunlich schnell. Gerade mal fünf Stunden haben wir zu dritt gebraucht (samt aufpacken). Wir hatten noch die Horrormeldungen von acht Stunden für das erste Spiel im Kopf ... Dass wir so schnell voran kamen, lag aber wohl auch daran, dass alle die Anleitung gelesen hatten. Die Spielregeln kann man sich auf der Website des Heidelberger Spieleverlags ansehen. (Dort gibt es auch noch Bonusmaterial.
Der Overlord (ich) war allerdings sehr schnell ins Hintertreffen geraten, was auch vom Szenario (zur Einführung) beabsichtigt war. Da es keinen Kampagnenmodus gibt, ist es aber durchaus erwünscht, dass auch der Overlord (als böser Oberschurke) mal gegen die Helden gewinnt. Bei der vierten Partie war es dann auch so weit: ich hatte ein paar Lektionen gelernt, die Helden waren unvorsichtig und wurden beim betreten des ersten Raumes direkt allesamt in die ewigen Jagdgründe befördert - was das Aus für sie bedeutete. Kurz und knackig.
Auf die Regeln möchte ich jetzt nicht im Detail eingehen. Gesagt sei nur, dass sie viele taktische Möglichkeiten geben und durch verschiedene Schätze und Fähigkeiten sich immer neue Heldengruppen ausbilden, mit denen man den Dungen auf ein Neues bestreiten kann, und die sich komplett anders spielen. Allerdings bleiben bei den komplexen Regeln auch immer ein paar Unklarheiten, die auch die FAQs nicht immer lösen können. Spielerkonsens ist gefragt. Wir haben dafür gerade eine eigene Sektion auf unserer Rollenspiel-Seite eingerichtet.
Nun noch ein paar Stichpunkte:
- Das Spiel ist sehr lang. Sehr lang. Es gibt Szenarien, die innerhalb von 90 Minuten spielbar sind, aber dabei verpasst man einen guten Teil der Heldenentwicklung. Unter drei Stunden kommt man bei den ofiziellen Szenarien wohl kaum hin. Wir haben immer eher vier Stunden gebraucht.
- Das Spiel ist nicht ausbalanciert. Kann es auch gar nicht sein, dafür sind die Regeln viel zu komplex und viel zu viel Zufall ist im Spiel (wer bekommt welchen Schatz, was zieht der Overlord für Karten, etc.). In manchen Szenarien hat es der Overlord einfacher, in manchen rasen die Spieler ohne Widerstand durch den Dungeon. Andere Gruppen mögen das genau verdreht sehen. Hier über Balancing zu sprechen, gibt keinen Sinn.
- Tote Spieler erstehen wieder auf. Das kostet die Spieler aber Questmarker, die sie durch Fortschritte im Dungeon erhalten. Sind alle Marker aufgebraucht, haben die Helden verloren. Dadurch kann nie ein einzelner Spieler ausscheiden. Die Gruppe gewinnt oder verliert als ganzes. Das ist sehr angenehm.
Mir macht das Spiel Spaß, selbst wenn die Spieler mich als Overlord in den Wahnsinn treiben. Und mehr noch, man läuft Gefahr, dass man immer weiter spielen will. Neue Schätze, neue Fähigkeiten, neue Monster! Diablo lässt grüßen. Mich stört aber die lange Spielzeit, aber das wird hoffentlich mit der Zeit besser werden. Sie allein ist der Grund, dass wir erst fünf Mal gespielt haben. Dennoch: Wer Hero Quest mochte, sollte sich Descent zumindest mal anschauen (oder in die Regeln sehen, die ein gutes Bild vermitteln).
Ich werde demnächst noch ein paar Artikel zu dem Spiel einstellen: Tipps für den Overlord, Hausregeln oder solche Dinge.
Ich hoffe, ihr konntet etwas mit meinen Ausführungen anfangen. So oder so freue ich mich über Kommentare.
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PiHalbe — 4. September 2009 - 10:58Auf
Auf http://new.fantasyflightgames.com/edge_minisite.asp?eidm=5&enmi=Descent:... findest Du übrigens u.a. Tipps für Helden und für den Overlord.
Overlord
Der Overlord muss da wesentlich fitter sein, als die Helden - hatten wi zumindest das Gefühl. Er kann sich nie zurück lehnen, muss immer aufpassen, während die Helden als Gruppe das Gesamtvorgehen planen.
Ich hatte die Tipps mal gelesen, allerdings vor dem ersten Spiel, wo ich noch nicht so viel damit anfangen konnte.
Danke, dass Du sie auf der neuen FFG-Seite gefunden hast! (Ich finde da nämlich nichts.)