PiCast — Folge 25 — Mehr als Spaß
PiHalbe — 20. October 2010 - 10:49
Oder: Der Sinn des Spielens
Heute gehe ich darauf ein, was es neben reinem, jetzigen Spaß noch für Gründe gibt, Spiele zu spielen und warum es auch ok ist, wenn ein Spiel mal keinen solchen Spaß gibt. Eine Handvoll Motive gebe ich an, ich freue mich aber natürlich über Eure Gründe, Spiele zu spielen. Hinterlasst einfach einen Kommentar oder schreibt mir. Bin mal gespannt auf Eure Meinung zu diesem Thema …
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- Artist: PiHalbe
- Title: Mehr als Spaß
- Album: PiCast
- Track: 25
- Genre: Podcast
- Year: 2010
- Length: 20:40 minutes (14.23 MB)
- Format: MP3 Stereo 44kHz 96Kbps (CBR)
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Ich finde die Formulierung
Jan — 21. October 2010 - 7:02Ich finde die Formulierung "nur Spaß" auch recht einschränkend, aber ich sehe Spaß nach wie vor allgemein als das Wichtigste an. Ich denke, dass viele das so sehen. Bei mir persönlich geht es schon mehr in genau die Richtung ,die Du beschrieben hast, wobei mir das explizit auch Spaß macht (auch ohne lustige Unterhaltungen). Ich denke aber, dass das bei vielen Leuten eher unterbewusst oder ganz nebenbei passiert und nicht direkt gewollt ist. Gerade bei so "lari-fari"-Runden kommen solche Punkte wie Lernen, neue Perspektiven wagen oder Rätsel lösen ziemlich kurz.
Fokus
PiHalbe — 21. October 2010 - 9:19Ja, ich habe bei dieser Folge den Fokus nun natürlich auf "alles andere als Spaß" gesetzt, weil der unmittelbare Spaß meist in den Diskussionen im Vordergrund steht. Viele Leute werden natürlich unter Spaß auch verstehen "ich habe etwas davon", was Spaß als Motivation zum Totschlagargument macht. Alles, was ich will, nenne ich Spaß, also will ich Spaß. Q.e.d.
Bei fast allen Runden steht bei mir auch der unmittelbare Spaß im Vordergrund, aber bei dem einen oder anderen rücken ganz bewusst andere Elemente als Ziel in der Vordergrund (oder zumindest den Mittelgrund, falls es das gibt ). Wen es dabei noch Spaß macht, umso besser!
Aber bei sehr vielen Runden sehe ich rückwirkend, was ich eigentlich neben reiner Unterhaltung noch alles daraus gezogen habe (manchmal auch im Voraus → Freude bereiten). Da steckt also mMn noch deutlich Mehrwert dahinter.
Ja, ich wäre dann ein
Jan — 21. October 2010 - 11:18Ja, ich wäre dann ein "Q.e.d"-Anhänger, denn wenn es keinen Spaß macht, dann mache ich es auch nicht. Es ist ja ein Hobby. Aber klar ist das ein Totschlagargument. Mir ist es auch wichtig, dass mehr dahinter steckt. Rollenspiel "ohne alles" macht mir keinen Spaß. Etwas zu lernen, Wissen anzuwenden, Herausforderungen zu bestehen und besser zu werden in dem, was man tut sind meine primären Antriebe für's Rollenspiel.
Böser Kommentar dazu: Wenn es
Drak — 24. October 2010 - 19:10Böser Kommentar dazu: Wenn es dir Spaß macht, lernst du besser. Wenn du aber Spaß haben willst, damit du besser lernst, spielst du nicht mehr um des Spielens willen und hast dadurch weniger Spaß.
Train
Paul (not verified) — 22. October 2010 - 15:54Konntest du das Spiel denn irgendwo erleben oder kennst du es auch nur Artikeln, die die Hintergründe verraten? Es scheint nicht im Handel verfügbar zu sein.
Einzelstück
PiHalbe — 22. October 2010 - 21:04Ich kenne es leider nur aus Artikeln. Das Spiel ist ein Einzelstück, nur die Autorin besitzt eines. Und auch dabei ist der Aufbau ja eher extravagant.
einige kritische Gedanken
JensN (not verified) — 23. October 2010 - 11:59Hallo Achim,
hallo ihr anderen Hörer des pi-cast,
zuerst möchte ich zustimmen, dass es ganz sicher viele andere Gründe gibt um Rollenspiel zu spielen.
Den angesprochenen Perspektivwechsel sehe ich genauso als wichtigen Grund, sicher auch mit dem Fokus, mal spielerisch in eine andere Rolle schlüpfen zu dürfen.
Andere Leute näher kennen zu lernen trifft auf die angesprochenen Partyspiele ganz bestimmt zu und auch auf Rollenspiele, aber hier kann ich auch schon mit meiner Kritik ansetzen. Um jemanden kennen zu lernen spiele ich nicht Rollenspiel, wenn nämlich die andere Person gar keinen Spass am Rollenspiel hat. Dies wäre also eher ein positiver Nebeneffekt, als Sinn des Spielens.
Dabei möchte ich das aufgreifen, was Jan gesagt hat. Wenn er keinen Spaß am Rollenspielen hat macht er es auch nicht.
Das ist mMn genau die richtige Einstellung.
Vor allem bei dem Punkt "spielen, um jemandem anderen eine gute Zeit zu bieten" kann ich nur widersprechen. Man spielt doch Rollenspiele weil man selbst Interesse daran hat (warum auch immer). Nur für jemand anderen mitzuspielen finde ich falsch, weil Rollenspiel dafür einfach zu lange dauert. Gerade die typische Freundin des Spielleiters die nur mitspielt, weil sie ihrem Freund eine Freude mache will, obwohl sie eigentlich lieber etwas anderes tun würde, ist doch ein Graus für ein schönes gemeinsames Rollenspiel-Erleben, weil sie meist nicht richtig mitmacht und nicht mit der gleichen Begeisterung dabei ist wie die anderen Spieler.
Das man beim Rollenspiel viel lernen kann stimmt auf jeden Fall. Den Vergleich mit der Entwicklung eines Kindes finde ich gut. Trotzdem bleibt es ein Hobby, wenn auch ein wunderbares und das Lernen ist sicher wieder ein Punkt, der dem Spaß untergeordnet ist.
Rollenspiel zu spielen um Probleme zu bewältigen finde ich extrem kontraproduktiv. Erstens ist es unprofessionell und löst keine psychischen Probleme. Zweitens stellt es sogar eine Gefahr dar, den Spaß am Spiel und das Gruppengefüge zu zerstören. Dies klingt für mich wie ein unreflektiertes Argument, das du dir aus den Fingern gesogen hast.
Entschuldige meine harte Kritik. Es ist die erste Folge des Pi-Cast, der ich nicht voll zustimmen kann. Deswegen sei gesagt, dass ich den Pi-Cast allgemein super finde.
Für mich gibt es aber noch mindestens drei sehr wichtige einfache Gründe, die dem Rollenspiel Sinn geben, welche du nicht genannt hast:
Man verbringt viel Zeit mit Freunden, die man sonst nicht so oft sehen würde.
Beim Rollenspiel kann man sich mal richtig entspannen.
Und das Rollenspiel gibt einem die Gelegenheit sich künstlerisch, kreativ zu entfalten.
viele Grüße,
Jens
Um anderen eine gute Zeit zu
Jan — 23. October 2010 - 18:59Um anderen eine gute Zeit zu bieten habe ich auch schon gespielt. Wobei das eben öfter wechselt. So spiele ich bei einer Szene, die auf einen anderen Char fokussiert oder wo ein Spieler etwas spielt, dass mir keinen Spaß macht mit. Später bekomme ich dann aber auch mein Spotlight oder mein Spielstil wird fokussiert. Ich denke, in dem Rahmen funktioniert das und auch wenn man mal einen Abend ein RSP spielt, das einem weniger Spaß macht und dann wieder das Lieblingssystem spielen kann geht das sicher ganz gut. Es darf nur nicht zu extrem werden. Wenn man wirklich nur wegen anderen Leuten spielt, funktioniert das sicher nur im Einzelfall.
Also auf diese Vorlage muss
Lichtbringer — 26. October 2010 - 9:54Also auf diese Vorlage muss ich ja mal antworten. Ich verstehe deine Einwände, möchte hier aber zwei Punkte aufführen:
1) Es gibt in der deutschen Sprache aus gutem Grunde die Unterteilung in Spaß und Freude. Während Spaß kurzweilig und selbstzentriert ist, kann ich auch Freude an jemand anderes Spaß empfinden. Das ist natürlich eher der Fall, wenn man dem Spiel neutral gegenüber steht. Wenn man es wirklich verabscheut, dann wird die Freude über jemand anderes Vergnügen nicht ausreichen.
2) Der psychologische Effekt ist real und ich habe ich bereits erlebt. Wir haben jemanden aus seiner Sinnkrise dadurch gebracht. Natürlich ist da professionelle Hilfe sinnvoller. Aber keine Therapie wirkt für sich allein, die übrigen Lebensumstände sollten sie ergänzen. Außerdem muss man sagen, dass soetwas ja nicght geplant entstehen muss.
In unserem Fall hatte der Spieler seinen Charakter ohne vorherige Absprache in eine zu seiner Lebenssituation analoge Depression fallen lassen. Natürlich hätte ich als SL das abblocken können, aber wäre das hilfreich gewesen? Tatsächlich sind wir als Gruppe darauf eingegangen und es hat ihm geholfen.
Insofern sollte man es damit bestimmt nicht übertreiben und es vermutlich auch nicht absichtlich geplant angehen. Aber es funktioniert.
Moin JensN! Erstmal vielen
PiHalbe — 26. October 2010 - 12:48Moin JensN!
Erstmal vielen Dank für Deine ausführliche unpolemische Kritik. Das gibt einem die Chance, sich neue Meinungen zu bilden.
Erstmal grundsätzlich: Ich denke nicht, dass man Spiele exklusiv für das eine oder das andere spielt. Die Mischung macht's. Wichtig war mir bei dieser Folge einmal aufzuzeigen, dass neben dem sofortigen Amüsement (→ meine Definition von Spaß) noch einige andere Dinge als Nutzen aus dem Spielen gezogen werden können. Da Spaß ja zur Genüge in den Fokus gerückt wird, aber ich mir ein Herz gefasst, Spaß für diese Folge komplett ignoriert und alles andere vorgestellt (nun, nicht alles, aber einiges).
Bei mir ist es so: wenn ich bei Planung der zweiten Runde eines Spiels nicht das Gefühl habe, dass ich von der ersten Runde etwas hatte, dann mache ich es nicht. Das wird in vielen aber nicht allen Fällen auf Spaß hinaus laufen. Vor allem sehe ich den anderen Kram aber als wichtige Ergänzung und Unterscheidungsmerkmal. Vielleicht hatte ich beim Bier&Brezel-Spiel mehr Spaß, aber ich würde mich trotzdem für etwas anderes entscheiden, weil es mich auf Grund der anderen Aspekte mehr interessiert.
Ich meine auch nicht, dass man eine Kampagne anfangen sollte, die einem nicht schmeckt, weil es jemand anders gerne so hätte. Aber mal einen Abend den Abschweifer in die gewünschte Richtung eines Mitspielers oder den EinzelKnaller ausprobieren – das sollte es einem schon wert sein.
Das Ansprechen von Problemen habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen. Das ist tatsächlich eine Sub-Sparte im Indie-Bereich. Wenn man keine Lust darauf hat, wenn man meint, dass man psychische Probleme hat und ähnliches: tut es nicht. Es soll keine psychologische Therapie sein. Ich denke aber, dass das Spiel als Medium um ungewöhnliche Themen zu erforschen nicht ganz unlegitim ist. Für die Gruppe ist hier am wichtigsten, dass man vorher darüber spricht: was ist ok, worauf lassen wir uns ein, wo sind Grenzen und am wichtigsten: wollen wir das?
Allgemein gilt: ich drücke mich drastischer aus, als meine Realität aussieht. Einfach, damit mein Punkt deutlich rüber kommt. Manchmal vielleicht zu deutlich. So lange es zum Denken anregt, reicht mir das aber.