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Wer ist nicht Serienfan und würde gern mal die ein oder anderen Serie auf seine Weise nacherzählen? Ob dabei nun etwas wie Akte X, The Wire, Gilmore Girls oder ein Historiendrama heraus kommt, liegt ganz in der Hand der versammelten Spieler. Prime Time Adventures bietet den Rahmen, eine komplette Serie zu planen, komplett mit Pilot und mehreren Folgen, in denen verschiedene Akteure den Fokus der Handlung bekommen. Die begrenzte Zeit eines Abends reicht aber erfahrungsgemäß nur für den Piloten und das Setup der Serie, so dass nur bei überwältigendem Publikumsfeeback an eine Fortsetzung zu späteren Zeitpunkten gedacht werden kann.

Was genau macht man also bei PtA? Zunächst einmal müssen die versammelten Spieler einen Direktor bestimmen, der das Spiel leitet, die Opposition übernimmt und generell ein wenig darauf achtet, dass ein roter Faden existiert und die Handlung von Konflikten getrieben wird und nicht nur vor sich hinplätschert. Sobald der Direktor klar ist (in diesem Fall wäre ich das wohl), geht es ans Brainstorming. Worum soll es gehen? Was ist das Setup? Historisch? Fantasy? Sci-Fi? Moderne? Alles ist möglich.

Ist ein Thema gefunden, müssen die Akteure bestimmt werden. Dabei ist es egal, ob diese "gut" oder "böse" sind, wichtig ist, dass es ein Netz von Beziehungen gibt, in dem alle verstrickt sind und dass es auch tatsächlich Konflikpotential gibt. Die Motivationen der Charaktere müssen insoweit klar, dass sich daraus eine spannende Handlung entwickeln kann. Zwecks Identifikation können sich alle Mitspieler außer dem Direktor je einen Charakter schnappen und als den ihren ansehen (hilft ein bisschen bei der Identifikation, ist aber kein Muss). Dann beginnt der Direktor mit einer Startszene, die möglichst gleich einen Konflikt hereinbringt, so dass die beteiligten Charaktere ihre Seite durchsetzen müssen.

Die Konfliktmechanik von PtA ist sehr einfach: Jeder Spieler zieht Karten in Höhe der Wichtigkeit seines Charakters in der Folge (Spotlight, im Pilot für alle gleich) und der Direktor hat ein Budget aus dem er Karten beliebig kaufen kann. Rote Karten sind Erfolge, die meisten Erfolge gewinnen den Konflikt und der Spielr mit der höchsten roten Karte darf die Szene erzählen (das kann auch jemand sein, der nicht direkt beteiligt ist, sondern nur hilft). Das ausgegebene Budget des Direktors wandert in einen Topf aus dem sich die Spieler gegenseitig "Fanmail" geben können. Diese kann man nutzen, um sich weitere Karten in Konflikten zu kaufen oder sich in "fremde" Konfikte einzumischen.

Ist ein Konflikt gelöst, wandert die Erzählhoheit weiter in der Runde, so dass jeder Spieler eine Szene erzählt/eingeführt hat bis der Direktor wieder an der Reihe ist.

Das grundsätzliche Prinzip von PtA ist sehr einfach, das Spiel an sich hat ein bisschen mehr Metaerzählspiel als es viele vielleicht gewohnt sind. Man erzählt nicht nur "in Charakter", sondern muss auch klar setzen, was der zentrale Konflikt einer Szene ist, wer daran beteilitg ist und so weiter. Das eigentliche Erzählen ist dann ein Resultat dieses Metaspiels um die Szenenhoheit und den Ausgang eines Konflikts. Im folgenden ein typischen Beispiel wie ich es in einer Runde mit insgesamt 9 Spielern hatte (inkl. Direktor):

Ein Beispiel - Utopia Lost

Nach einer Stunde moderierter Diskussion stand der Titel der Serie fest "Utopia Lost", eine Welt, in der die Reichen in ihren abgeschotteten Städte Leben und der Pöbel ungeschützt im Schmutz (der Verschmutzung) der Welt haust und durch brutale Spiele unterhalten wird. Die Geheimpolizei der Oberen greift hart durch, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und tut alles, um die Ärmsten zu unterdrücken.

In dieser Welt gibt es mehrere Charaktere, die etwas verändern wollen: Den Pater, der sich um die Armen kümmert; Der idealistische junge Artz, der Drogenabhängig ist und Leuten modifiziert, aber auch kostenlose Behandlungen anbietet; Der Gladiator, dem eigentlich alles egal ist; Sein Bruder, der sich nur auf der Straße rumtreibt und hehlt; Eine junge Prostituierte, die dem Gouverneurs Ablenkung verschafft; Der Sohn des Gouverneurs, der nach Macht dürstet und die Prostituiert für sich haben will, aber mit ihr spielt; Das grausame Geheimdienstmann, der eine Razzia nach der anderen durchführt und der Koch des Gouverneurs, der noch eine Kneipe in den Elendsvierteln hat und Leute/Sachen schmuggelt.

Eine mögliche Szene:

Die Polizei führt eine Razzia in der Gemeinde des Paters durch, der Pater will seine Schäfchen schützen und legt sich mit der Polizei an, um diese zum abziehen zu bewegen (klarer Konflikt). Das Drumherum wird kurz erzählt und alles zum Konflikt geführt:

"Die Einsatzwagen der Polizei versperren die Straße und überall werden Menschen zu den Wagen geschleift und gescannt. Ein düster dreinblickender Mann steht dort und überwacht die Aktion, eine häßliche Narbe zieht sich durch sein Gesicht."

Der Pater: "Ich starre entsetzt auf die Szenerie vor mir und eile zu diesem Narbengesicht. 'Hey! Was machen sie hier, dazu haben sie kein Recht!', rufe ich ihm entgegen. 'Lassen sie die Menschen hier in Ruhe, die haben ihnen nichts getan, Gottes Hand schützt die Armen!'"

Der Direktor: "Der Mann starrt dich kurz an und winkt dann ein paar Polizisten zu, 'Nehmt ihn fest'"

Der Pater: "Ich hau ab!"

Konflikt: Wird der Pater festgenommen oder kann er entkommen? Die Karten kommen raus und entscheiden, welche Seite den Konflikt gewinnt.

Zusammenfassung

Spieleranzahl: 4-7

Spielleiter: Jap

Notwendiges Material: Keines