Zamonische Geschichten: Seepatt & die Fliegwasser
PiHalbe — 12. February 2009 - 8:59
Wollt Ihr eine Geschichte hören? Magellan, der alte Kapitän der Menschen, lehnt sich über den Tisch in der Kapitänskajüte. Eine alte Geschichte, aus der man viel lernen kann. Ein Märchen, wenn Ihr wollt. Aus ferner Vergangenheit durch mündliche Überlieferung zu Euch getragen. Na, hört her!
Einst trieb die Stadt Seepatt über das Meer. Ihre Einwohner waren Cadiden. Wisst ihr nicht, was das ist? Cadiden sind eine eigenwillige Mischung aus Fischen mit Flügeln, sie atmen durch Lungen, haben Krebsscheren statt Arme und Schneckenfühler auf dem Kopf. Die Cadiden und ein paar wenige andere Daseinsformen lebten dort in Frieden über viele hundert Jahre auf dem Rücken einer gigantischen Schildkröte. Doch eines Tages machte die Schildkröte Anstalten, unter zu tauchen. Pherin Niref, ein düsteres Schrecksenorakel sagte den Untergang voraus.
Nur Ahon, der Fischer, machte sich leichtgläubig daran, ein Gefährt zur Flucht zu bauen. Er war sehr gescheit und so wusste er, dass der Strudel der Kröte alle Schiffe mit in die Tiefe ziehen würde und er baute ein Schiff, das er an einen Heißluftballon fesselte. Er wurde ausgelacht und mit Tomaten und Sardellen beworfen. Auch seine ewige Liebe, Lisande Tilan, lachte ihn aus, machte er ihr doch ständig Anträge. Als eines Tages die Schreckse verschwunden war, wusste Ahon, dass die Zeit gekommen war. Er heizte den Ballon an und gerade im rechten Moment! Die Kröte sank langsam herab in die Fluten des Meeres, die Erde - oder das was so ähnlich war - bebte, Häuser stürzten in sich zusammen.
Ahon startete sein Schiff, nur mit ein paar Homunkeln an Bord. Da sah er Lisande in einen Strudel gerissen werden. Er lenkte sein Schiff, die Fliegwasser, nah an die Oberfläche und seilte sich an einem Seil herab, sie zu retten. Niemand sonst aus Seepatt überlebte, alle anderen Schiffe wurden in den Strudel - so kraftvoll und unbarmherzig wie der Malmstrom - hinab gerissen. Lisande verliebte sich unsterlich in Ahon und sie flogen gemeinsam in den Sonnenuntergang gen Westen. Seither hat niemand mehr über ihn gespottet.
Naja, und ihr wisst schon wie das bei Zamonischen Geschichten ist ... kaum waren sie zwei Tage unterwegs, wurden sie von einem Sturm ergriffen, wurden tagelang wild umher gewibelt und die Fliegwasser mitsamt der gesamten Besatzung zerschellte an den gnadenlosen Hängen der Finsterberge.
- PiHalbe's blog
- Login to post comments
- 5375 reads