Roter November
PiHalbe — 4. July 2009 - 13:51
Roter November ist ein kooperatives Brettspiel von Fantasy Flight Games. Gemeinsam versuchen die Spieler ein durchdrehendes U-Boot überlebensfähig zu halten, bis sie gerettet werden. Dabei überschlagen sich die Probleme und es bleibt happig bis zum Ende. Wer Koop-Spiele mag, wird von Roter November nicht enttäuscht werden.
Das russische Experimental-U-Boot "Roter November" ist in Seenot geraten. Rettung ist unterwegs, aber die Besatzung — eine handvoll betrunkener Gnome — muss noch 60 Minuten aushalten. In dieser Zeit geht viel schief und die wuseligen Kerlchen müssen
- Wasser pumpen
- Feuer löschen
- den Nuklearraketenstart verhindern
- die Kernschmelze im Reaktor aufhalten
- verklemmte Luken lösen
- den gigantischen Kraken abwehren
- und vieles mehr
Dafür eilen sie quer durch das Schiff (Spielbrett) und reparieren alles mögliche. Gegenstände aus dem Lagerraum und Grog aus der Kapitänskajüte helfen dabei. Während Werkzeug nur bei speziellen Aufgaben hilft, macht Grog alles einfacher. Dafür läuft der Winzling Gefahr, ohnmächtig zu werden.
Der Spielablauf ist aufregend und abwechslungsreich. Feuer können etwa durch Umleiten einer Überflutung gelöscht werden, der Kraken kann erwürgt oder harpuniert werden, doch ohne Taucheranzug ist das ein Selbstmordkommando (aber möglich). Die kleinen Wichte kommen eigentlich nie zur Ruhe, immer geht irgendwo etwas höllisch schief und wenn man nur fünf Minuten hat um den Reaktor herunter zu kühlen, bricht garantiert ein Feuer im Reaktorraum aus und die Luke dorthin wird blockiert. Aber mit Glück löscht sich das Feuer durch einbrechendes Wasser wieder. Das macht es nicht unbedingt besser, aber eben ganz anders. Ein Gnom, der nicht an das Überleben der Roter November glaubt, kann seine Kameraden auch verraten und das Boot verlassen. Eine heimtückische Variante für erfahrene Spieler.
Das Spiel macht viel Spaß und ist anspruchsvoll. Wir haben bisher sieben Runden gespielt und davon zwei gewonnen. Zu viert haben wir etwa 60…90 Minuten für eine Runde benötigt. Man kann aber mit 1…8 Gnomen spielen, wobei der Schwierigkeitsgrad gut skalieren sollte. Den kann man übrigens mit einfachen Mitteln nach oben oder unten variieren, sodass das Spiel immer spannend sein sollte. Das Setting gefällt uns sehr gut, auch die Gnome passen gut zur Tollpatschigkeit sowohl der Matrosen als auch des Bootes.
Im Gegensatz zu anderen Werken von Fantasy Flight Games, ist Roter November ein regelrechter Winzling — ungefähr Descent in jeder Dimension gedrittelt. Hier wurde löblicher Weise kein Platz verschenkt. Für 15 € ist darüber hinaus der Preis super. Die Komponenten sind von der Verarbeitung in Ordnung, wenngleich die Figürchen etwas Abwechslung vertragen hätten und zu leicht verbiegen (wie immer bei FFG).
Wer Spaß an totalem Chaos gepaart mit dem Ausbaldowern raffinierter Taktiken hat und darüber hinaus einem lustigen, kooperativen Spiel nicht abgeneigt ist, der sollte sich Roter November auf jeden Fall mal ansehen. Derzeit unser absolutes Lieblingsspiel und immer wieder spannend.
Bilder: BoardGameGeek
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Migration der Kommentare
PiHalbe — 24. August 2009 - 13:29Verrat!
Die Verrätervariante klingt ja lustig. Schreib doch mal wie das genau funktioniert. Hat der Verräter dann als einziger gewonnen, wenn er das Uboot verlassen hat? Da braucht er dann aber bestimmt nen Taucheranzug für oder? Und wie kann man ihn daran hindern?
Sehr richtig
Wenn ein Gnom einen Taucheranzug hat, das Boot verlässt und erklärt, dass er die anderen verraten möchte, wird sein Zeitmarker auf das Ende gesetzt — Er kann nicht mehr handeln. Für ihn kehren sich dann die Siegbedingungen um: er verliert, wenn die anderen gerettet werden und gewinnt, wenn das Boot sinkt.
In einer noch fortgeschrittenerem Variante wird mit verdecktem Inventar gespielt. Wenn jemand den Verdacht hat, dass ein Gnom fliehen will, kann er ihm mit dem Brecheisen eins überziehen und ihm den (eventuellen) Anzug klauen … um sich dann selbst aus dem Staub zu machen.
Wie geil!
Endlich mal ein Brettspiel, welches all die verrückten Ideen berücksichtigt, die dem Rollenspielerhirn so kommen.
Schaffst du das deine Webcam so auszurichten, dass sie das ganze Spielbrett aufnehmen kann? Dann können wir mal ne Runde über Sküppe spielen :)