Das Grizzly-Frenzy-Fiasco
PiHalbe — 23. February 2010 - 18:54

Spielbericht unserer Fiasco-Runde. Achtung, Sprache!
Wir waren »Grizzly Frenzy«, die gehypteste Band der ganzen Staaten! Ich sage waren, weil wir wie die verdammte Apollo 13 im Steigflug verreckt sind. Und am Anfang klang alles nach einem so guten Plan. Letztlich kann ich nicht genau sagen, was das Problem war und ehrlich gesagt habe ich es satt, mir in dieser beschissenen Zelle immer und immer wieder die gleichen Ereignisse vor Augen ablaufen zu lassen.
Ich war »The Reaper«, nicht dass es irgendwen interessiert hätte. Ich stand ja nur am Rand und habe mit meinem Keyboard ein klein wenig Melodie in das Geschrammel meiner Kollegen gebracht. Aber richtig berühmt war nur Rayne, der große Star. Er hatte die Groupies, er hatte das Koks, er hatte den Ruhm. Aber wir hatten uns ja abgesprochen, Penny und ich; ich sollte eine Solo-Auskopplung bekommen. Mit ihren Connections als unsere Managerin — letztlich ist vermutlich sie Schuld! — sollte das ein Kinderspiel sein. Es sah alles so großartig aus. Und dann Alec Black … keiner wusste, dass er einen Zwillingsbruder hat. Ein Bulle, könnt Ihr Euch das vorstellen? Der als Alec getarnt in der Band nach Raynes Stoff fahndete. Kranker Scheiß! Wenn dann nicht auch noch Alec (der Racheengel) so sauer auf Penny gewesen wäre, wegen der bescheuerten Sponsoring Verträge.
Wenn ich zurück blicke, waren das die beschissensten Vorzeichen, die es jemals gab. Beschissen genug, dass unser Untergang die Zeitungen wochenlang füllte.
Wäre vielleicht alles nicht passiert, wenn die Zwillinge sich nicht durch Alecs Platzwunde (strunzvoll beim Reihern an der Kloschüssel aufgeschlagen) verraten hätten. Ich dachte ja erst, ich sähe doppelt, aber nix is. Ein Ermittler der in der Band rumschnüffelt, das ist der absolute Killer für Vertrauen (falls es sowas in Grizzly Frenzy je gab …).
Vielleicht war es eine dumme Idee, Rayne von meinen Fähigkeiten überzeugen zu wollen, indem ich einen schlecht dressierten Grizzly-Bären als Maskottchen in die Band brachte. Und verdammt, er hat auch die Toilette im Backstage-Bereich verwüstet. Vielleicht war es eine noch beschissenere Idee von Penny, den Bären von der Russenmafia zu kaufen und diese nicht ausreichend zu bezahlen. Und wahrscheinlich war die beschissenste Idee von allen, diesen bescheuerten Grizzly — liebevoll Havoc genannt — auf den Konzerten der »Trapped«-Tour auf die Bühne zu bringen. Aber kann ich ja nicht ahnen, dass der durchdreht, Rayne ins Krankenhaus bringt (immerhin etwas!) und anschließend im Publikum Amok läuft. Hätte ich ihn nicht unter Kontrolle gebracht wären sicher mehr als dreie drauf gegangen.
Vielleicht war es Glück, dass Alecs Zwillingsbruder auf der Treppe im Kankenhaus stürzte, just nachdem er die Beweise gegen Ranye bekommen hatte. Er fristete sein restliches Dasein querschnittsgelähmt im Pflegeheim. Sein Pfleger, als alter Grizzly-Frenzy-Fan, brachte ihn nachher regelmäßig auf Rock-Konzerte. Er hasste Rock.
Nun, es war vielleicht auch nicht die beste Idee, sich mit Alec zusammen zu tun um Penny — nach ihrem Versagen — abzusetzen. Was heißt absetzen, für den Neuanfang brauchten wir einen Skandal! Wir ließen sie (nachdem das mit der Russenmafia gerade noch mal gut gegangen war) mit dem Tourbus über die Klippe in das Meer vor Miami stürzen. Das war Alecs Plan! Dann wollte ich es ein für alle Mal hinter mich bringen; ich schnappte mir die Knarre, die der Oberrusse vergessen hatte, und nahm ein Taxi zum Krankenhaus.
Rayne setzte gerade einen neuen Über-Vertrag mit Penny (scheiße Mann, die war gar nicht mehr im Tourbus!) fest, der ihm noch mehr Kohle und Ruhm brächte. »Rayne Frenzy«, so ein Bockmist! Und wir können sehen, wo wir bleiben … Ich hätte Rayne nicht so anschreien sollen, sonst wäre ich vielleicht ruhiger geblieben. Und hätte den verdammten Green-Peace-Aktivist (was haben die gegen Grizzlies in einer Band?) nicht von seiner Hebebühne geballert, als ich Rayne gerade umlegen wollte.
Vielleicht hätten wir alle noch so viel vom Leben haben können. Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge … Alec von der Russenmafia während des Konzertes erschossen (nur weil er die Lieblingsknarre vom Chef verbeult hatte), Rayne spielt nur noch in heruntergekommenen Strip-Bars auf und ich sitze bis an mein Lebensende in diesem dreckigen Loch. Und ich bekam nicht einmal meine 15 minutes of fame …
Und Penny? Diese Schlampe war fein raus, mit den Rechten an den alten und noch unveröffentlichen Grizzly-Frenzy-Scheiben machte sie den großen Reibach, während wir im Dreck verrecken konnten. Dann krallte sie sich andere Bands und verhypete sie. Und irgendwie hat sie es geschafft auch noch die gottverdammte Russenmafia auf ihre Seite zu kriegen und ihre eigene Oper (traut man der Schnepfe gar nicht zu) zu errichten. Mal wieder typisch, only the good die young.
Wenn das nach einer verdammt coolen Angelegenheit für Dich klingt, dann merke auf: Fiasco wird auch im OEK angeboten!
Bild: Bully Pulprit Publishing
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Klasse geschrieben!
Drak — 24. February 2010 - 8:22Ich hatte riesen Spaß beim Lesen. Danke!
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Fiasko | 3w20 (not verified) — 23. October 2010 - 13:40