Zamonische Erlebnisse XI: Wir knops das Buch der Zeit geholt
PiHalbe — 6. March 2009 - 10:05
Da Prof. Dr.10 Nachtigaller in Kürze zu den östlichen Nattiftoffen aufbrechen möchte, um die Weißmetall-Mine unter die Lupe zu nehmen, beschließen die Helden zuerst das Buch der Zeit aus Dullsgard besorgen, ist ja direkt um die Ecke. Nachtigaller stellt ihnen bereitwillig seinen Dunkelheits-Montgolfiere bereit, der mit reiner Dunkelheit angetrieben und über eine handvoll Hebel und Ventile bedient wird.
Der Start gestaltete sich äußerst schwer - im wilden Zickzack rast der Ballon in niedriger Höhe über und durch den Sumpf, haarscharf an Baumskeletten und treibenden Särgen vorbei. Dann gelingt es Yamid, denn Ballon zu lenken und mit einigen Umwegen in Richtung Dullsgard zu befördern. Hier manövrieren sie das zickige Gefährt zwischen fisseligen Turmspitzen und unter engen Brücken hindurch bis sie vor dem Hauptgebäude der Universität landen.
Bei den Studenten erregen sie großes Aufsehen - weniger wegen des Ballons als vielmehr wegen ihrer vom Sumpf durchtränkten Kleidung. Im barocken Dull haben sie so nichts verloren. Als sich die Helden dann auch noch mit einem der Wärter (auf seine Herausforderung hin) duellieren und Cuador nach dem touché wieder aufsteht und den Wärter ohnmächtig prügelt, ist der Skandal perfekt.
Schnell verkümeln sich die drei (Gompfo stopft sich derweil beim Professor mit Literatur voll) ins Innere des Gebäudes, wo sich nach kurzer Zeit ihren trötenden Freund Olaph entdecken: den königsblauen Putzmann mit dem pendelnden Rüssel. Er weiß, dass das Buch der Zeit wohl in der Verschlossenen Bibliothek stehen muss, weiß aber nicht, wo diese liegt. Allerdings können ihn die Äußerungen der Helden, dass dort ja auch mal gewischt werden müsste ein wenig aus der Ruhe bringen.
Er verweist sie an Prof. Dr.5 Arg-Wohn, den Reaktor der Universität. Nachdem die Helden die 573 Stufen in den höchsten Turm der Universität (der wo sie die Spitze gerammt hatten ...) überwunden haben, gelangen sie in ein bis unter die Decke mit Papierstapeln ausgefülltes Büro. Hinter dem schweren Schreibtisch aus Zwergenstahl sitzt Prof. Arg: ein Witschwein mit der trainierten Augenbraue eines Generalskeptikers. Nur schwer können die drei seinem argwöhnischen Blick standhalten. Niemals wird er ihnen die Verschlossene Bibliothek zeigen oder sie gar öffnen - nicht mal für einen Notfall. Sie dient der Konservierung aller relevanten Werke und seit 500 Jahren wurde die Tür nicht mehr geöffnet.
Doch die drei bekommen ihn bei seinem Stolz zu fassen. Er wüsste gar nicht, wo die Verschlossene Bibliothek liegt. Die alten Tricks sind immer noch die besten. Kurze Zeit später zeigt er ihnen eine schmale Türe. Darunter quillt Staub hervor, als Wilhelm sie berührt. Als Prof. Arg fort ist, befestigen sie eine Notiz "Bitte Raum säubern." an der Türe und legen eine Krümelspur (mit einem Brötchen aus der Mensa) bis zu Olaph. Der macht sich zügig daran die Krümel zu entfernen und gelangt so an die Tür. Er schließt die Türe auf und fängt an Staub zu wischen. Aus königsblau wird fahlgrau.
Die Verschlossene Bibliothek besitzt nur einen Gang mit jeweils 15 Meter hohen Regealen über eine schwer auszumachende Länge. An den Regalen befinden sich hohe, verschiebbare Leitern. Alle Bücher sind verstaubt und es gibt anscheinend kein System, nach dem sie sortiert sind. Doch da! Eines der Bücher ist nicht verstaubt. Cuador klettert hinauf und zieht es heraus. Das Buch der Zeit! Gerade wollen sie den Raum verlassen, da hören sie eine tiefe Stimme: "Das sind die Kerle, die der Rektor meinte. Schnappt sie Euch!" Durch die Türe sind gegen das Licht nur Beine zu sehen, doch schnell stellt sich deren Besitzer als Blutschink Krabok heraus. Er und seine Kumpanen stürmen in den engen Gang. "Das sind doch die aus der Klingenfabrik!"
Yamid schnappt sich das Buch der Zeit und fliegt über die Köpfe der Blutschinken nach draußen. Diese schlagen wild mit Hämmern und Morgensternen um sich. Nur knapp können Wilhelm und Cuador ihren Schlägen entgehen. Kostbare, alte Bücher fliegen durch die Luft, Regalböden krachen und splittern. Wilhelm und Cuador fliegen in die abgewandte Richtung. Hatte Prof. Arg nicht etwas von Geheimgängen gesagt? Indes stürzen hinter ihnen die ersten Regale ein - und lösen eine Kettenreaktion aus, als eine Stütze nach der nächsten wegbricht.
Yamid sucht in der Zeit ein paar Studenten auf: "Hej, kommt mal mit. Ich habe da etwas richtig, total verbotenes gefunden, was es noch nie zu sehen gab." Die Studenten werden neugierig und stürmen in Richtung der Verschlossenen Bibliothek. Doch warum tragen sie weiße statt stählerne Degen am Gürtel?
Wilhelm und Cuador sind in die Ecke gedrängt, eine Bücherlawine rollt auf sie zu. Oben an der abschließenden Wand entdecken sie einen Flaschenzug. An den Regalen kraxeln sie nach oben und entgehen so gerade noch der Brandung. Auf der anderen Seite lassen sie sich an dem Seil runter auf die Plattform, die draußen auf dem Hof am Seil hängt. Die barock gekleideten Erstsemester purzeln erschrocken davon herunter. An einem Stand ist zu sehen: "Hier Ausgabe der Degen für das kommende Semester", dahinter steht ein Blutschink, der gerade Kisten heran schleppt - welche den beiden mächtig bekannt vorkommen.
Yamid kommt um die Ecke und sammelt die beiden ein. Nichts wie weg! Der Rektor kommt zeternd aus dem Gebäude und schreit in ihre Richtung. Hinter ihm mühen sich die Blutschinken durch die Menge und machen Jagd auf unsere drei Freunde. Gerade noch rechtzeitig kann Yamid die Studenten aus der Gondel schmeißen ("PAUSE IST VORBEI!") und die Gondolfiere setzt sich in Bewegung.
Bei Nachtigaller angekommen macht dieser sich gleich daran, die Essenzen für die Manipulationder Zeit zusammen zu mischen. Die Helden trinken derweil Tee und warten. Plötzlich ist die Tasse Tee wieder voll. Wilhelm hält sein Diplom in der Hand und Cuador ist ein quängelnder Säugling. "Huch, das war ein bisschen viel ..." hört man den Professor von oben. Jetzt ist Wilhelm ein alter Greis und dort wo eben Cuador saß, schaut ein breit grinsendes Skelett aus einem Holzsarg auf Yamid, der keine Veränderung zeigt. Es riecht stark nach Gennf, das muss wohl von dem Dimensionsloch in Nachtigallers Arbeitszimmer kommen.
Dann ist es vorbei. Der Professor tritt durch die Türe herein - dabei war er gar nicht heraus gegangen. Er wollte doch gerade erst die Prozedur beginnen ... "Es ist alles in Ordnung, noch ein Mal durch die Türe, dann sollte der Lauf der Zeit in Ordnung sein. Ach und Yamid, Du kannst jetzt hoch gehen." Yamid begibt sich nach oben, wo tatsächlich seine Geliebte verängstigt auf einem Schrank sitzt. Sie blickt ihn an. Die Reifenspur über ihren Bauch sieht man nicht mehr. "Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich Dich gefragt hab, ob wir zusammen ziehen - und Du hast 'nein' gesagt ..." - "Was immer Du willst. Ich muss Dir viel erzählen! Ich bin so froh, dass Du wieder da bist ... das ist ein bisschen kompliziert alles ..."
Derweil verschwinden unten Kekse. Der Professor geht spiegelverkehrt auf die Wanduhr zu und knops darin verschwunden. Der Tee fällt um, Krabok sitzt geknopst neben den beiden am Tisch und trinkt Tee. Dann hat er knops den Tisch mit seinem Morgenstern, beißt in einen Keks und ist fort. "Die Zeit ist auch nicht mehr das, was sie noch nie gewesen knops. Seit den Zeitkriegen knops sie einige Schwierigkeiten sollen gehabt. Sie meldet sich nicht mehr, ruft auch nicht an ..." Er wurde einen Topf aus der Küche geknopst haben. "Wie dem auch sei. Will jemand Knöpse in Gennf-Soße?"
Anmerkung des Übersetzers: Im Deutschen limitiert die Sprache leider die Beschreibung komplizierter zeitparadoxischer Phänomene durch seine wenigen Tempi. Der Lesbarkeit halber werden diese Zeitdarstellungen durch das zamonische Wort knops ersetzt, dass für Zeitparadoxa im Allgemeinen steht.
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