Wacken Rocks Seaside 2009
PiHalbe — 1. September 2009 - 9:50
Vom 28. bis zum 30. August fand bei Aurich (Ostfriesland) zum zweiten Mal das Wacken Rocks Seaside statt — ein Ableger des bekannten Wacken Open Air.
Das Festival war wesentlich kleiner als sein großer Bruder und hatte auch nur zwei statt 4,5 Bühnen zu bieten. Die Stimmung auf dem Camping-Gelände und vor der Bühne war trotzdem gut, nur die gewohnten Menschenmassen blieben aus. Das hat sich aber sehr positiv auf die sanitäre Situation ausgewirkt und auf den Stau bei An- und Abreise.
Die Preise waren in Ordnung, die Lage etwas abseits und das Line-Up bot mit Slayer, Volbeat und In Extremo doch einige Größen. Das Seaside liegt zwar nicht direkt am Meer, dafür führt der Weg vom Camping- zum Festival-Gelände aber an einem netten See vorbei — in dem wegen des teils miesen Wetters aber eher weniger (freiwillig) gebadet wurde.
Sie haben dort oben eine ganze Menge Wind!
Nun im einzelnen zum (fast) wichtigsten: Den Konzerten.
Achtung: Berichte über Musik und Konzerte sind natürlich immer höchst subjektiv.
Freitag
Dezperadoz
Flop. Gemessen am Namen (warum wechselten sie von s auf z?) zu wenig Western Flair. Und von den flairigen Liedern war die Hälfte geklaut. Aber immerhin auch zwei eigene gute Stücke dabei (davon eines mit Western). Und die Ansagen haben mir überhaupt nicht gefallen.
Dirty Deeds
Flop. Tatsächlich waren sie gar nicht schlecht, aber die Musik ist nicht mehr so meines. Eine reine AC/DC-Coverband. Und mir ist die Bühnenshow zu prollig.
J.B.O.
Flop. J.B.O. sind weniger aktiv auf der Bühne geworden und die Gags sind seit Jahren gleich. Nicht mein Ding, bis auf "Verteidiger des Blödsinns", dem ich vom Zeltplatz aus lauschte.
Samstag
Parity Boot
Top. Die Hamburger haben mir echt gut gefallen. Wegen des Winds war der Sound etwas mies, aber die Vorstellung war gut und die Lieder hatten Atmosphäre. Werde mir die Band in Bälde näher zu Gemüte führen.
Kamikaze Queens
Flop. Sowas passiert, wenn der Zeltplatz weit vom Festivalgelände entfernt ist. Die Musik war teilweise sogar ganz in Ordnung (Schrägrock), aber der Auftritt der beiden Mädel auf der Bühne gefiel mir überhaupt nicht.
Mob Rules
Top. Ich mag Mob Rules, bei Musik und Auftreten. Freundlicher Power Metal über ernste Themen und eine Band, die richtig Spaß hat, aufzutreten. Da stört auch nicht, dass die Menge noch recht dünn ist. Das neue Lied macht Lust auf die kommende Platte.
Hank III
Flop. Wer hat sich das ausgedacht? Sie beginnen mit 40 Minuten Vollwert-Country-Klamauk. Dann macht es wusch-wusch und sie spielen 20 Minuten Death Metal. Da musste ich nochmal schauen, ob es auch die gleiche Band ist. Tatsächlich.
Alestorm
Naja. Gute Party-Musik mit schlechtem Keyboard. Dazu kam, dass der Drummer kurzfristig ausgestiegen ist, weswegen er von einer Drumming-Machine ersetzt wurde. Die war nicht nur mies sondern auch schlecht programmiert, wodurch nie klar war, welches Lied als nächstes kommt. Später setzte dann auch noch der Bass aus. Entsprechend nur etwa 20 statt 30 Minuten Spielzeit. Dennoch haben die (nunmehr drei) Jungs es geschafft, eine große Piraten-Party im strömenden Regen auf die Beine zu stellen. Eine Mitgröl-Band.
Volbeat
Top. Hammer-Musik und guter Gesang vom Elvis-Verschnitt. Die aufstrebende Metalbilly Band transportiert viel Kraft und dabei ein nettes 50er-Flair. Etwas wenig Bühnenshow, aber musikalisch ein wunderbarer Auftritt.
Slayer
Flop. Die Musik gibt mir einfach nichts — sie langweilt mich. Freunde meinten allerdings, der Auftritt wäre der Hammer gewesen.
Sonntag
Krypteria
Top. Eine weitere Gothic-Metal-Band, die allerdings etwas rockigere Einflüsse hat. Früh morgens im strömenden Regen fand sich nur eine Handvoll Leute, die der Musik lauschten. Daraus hat die Band allerdings das Beste gemacht. Die Front-Dame wirkte auch nicht so, als wäre sie rein zur Zierde da, sondern sah sich tatsächlich als Musikerin. Ein schöner Auftritt einer Band, die ich mir wohl nochmal anhören werde.
Cripper
—. Habe ich nur im Vorbeigehen gesehen. Eine Deathmetal-Band mit einer Frau als Frontmann. Das meine ich ernst, der Gesang klang eher wie männliches Gegrunze, als wie eine Frauenstimme. Beeindruckend.
Stratovarius
Top. Gute Musik, wenn auch die Band immernoch etwas zusammengewürfelt wirkte. Aber eine wesentlich bessere Veranstaltung, als seinerzeit auf dem Wacken 2005. Die neuen Lieder hörten sich interessant an.
Axxis
Top. Ich kannte nur die uralte Live-CD, aber der Auftritt war echt gut. Der Sänger hat eine unglaubliche Energie (Zitat eines Freundes: "Primatentanz") und kesse Sprüche. Hat richtig Spaß und gute Stimmung gemacht.
Doro
Flop. Die Frau findet sich way too cool. Dass der große Hit der Band ein Cover von Judas Priest ist, sagt dann auch den Rest.
Torfrock
Top. Eigentlich genau wie die Karnevals-Bands aus der Heimat, aber irgendwie putziger. Die Texte sind skurril und der Sänger sieht vor dem geistigen Auge immer aus wie Werner. Wir hatten viel Spaß und kennen jetzt endlich die rockigen Lokalhelden Ostfrieslands.
Edguy
Top. Tobias Sammet hält sich zwar für einen gigantischen Rockstar, aber wenn man darüber hinweg schaut, bekommt man eine professionelle Bühnenshow und eine mitreißende Stimmung geboten. Musikalisch ohnehin alles einwandfrei.
In Extremo
Top. Der letzte Auftritt des Abends. Eine überraschend gute Liedauswahl zeichnete die einzige Band mit Pyro-Effekten auf dem Festival aus. Die Jungs wissen, wie man Stimmung macht und in den Liedern Kraft mit Emotion kombiniert. Ein schöner Abschluss für ein schönes Festival.
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