Western City (EinzelKnaller)
PiHalbe — 3. March 2009 - 13:02
Es ist nun schon über zwei Wochen her, da haben wir Western City ausprobiert.* Das SL-freie System im wilden Western, dass dennoch charakterfokussiert ist, wollten wir im Hinblick auf einen Italowestern ausprobieren.
So geschehen. Wir spielten einen rachsüchtigen Kopfgeldjäger, einen richtenden Revolvermann, einen ehemaligen Hilfssheriff und einen geflohenen Spieler. Dazu kamen acht Statisten, welche die Nebenrollen darstellten und die Protagonisten unter einander verbanden. Jeder Charakter bekommt einen Freund und einen Feind, der jeweils wieder einen der anderen Charaktere kennt. So waren die SCe schon durch ein loses Netzwerk verbunden.
Die Handlung war im Groben so: In Western City trifft ein Zug mit Reisenden ein, die Bahnstrecke jenseits wird gerade gebaut. Die ankommenden Kopfgeldjäger sorgen für Unruhe, besonders als sie auf den Spieler Johnny O'Dear treffen, der von Wayne Redneck, dem Rancher und neuen Sheriff aus Cattleton gesucht wird. Nachdem Johnny seine Kontakte hat spielen lassen, lässt man ihn gehen. Doch Wayne ist schon auf dem Weg in die Stadt. Er will zusammen mit Graham Smith die Bank überfallen. Mit dem Erlös will er die Bahngesellschaft, die in finanziellen Schwierigkeiten steckt, aufkaufen um schließlich den gesamten Westen zu kontrollieren, wenn die Schienen bis ans Meer reichen. Doch Wayne führt sich zu großkotzig auf und wird von Kopfgeldjäger 3 Colt Bill gestellt, der in ihm den Mann erkennt, der sein Heimatdorf wegen der Bahnstrecke nieder brannte. Schließlich stellt Ex-Hilfssheriff Old Sam noch den Bankräuber, der von einem Dutzend Handlanger Waynes gerächt werden soll. Doch die vier können sie unter Lucky Joes Führung besiegen und Western City kann wieder in Ruhe atmen.
Alles in allem hatten wir viel zu viele Charkatere. Für jeden ein Statist hätte für das Spiel gereicht. So haben wir ein recht zusammenhangsloses Spiel gehabt, das erst spät richtig funktionierte. Problematisch war in der Hinsicht auch, dass wir zunächst keinen Bösewicht hatten, bis Wayne von einem der Spieler gekauft wurde. Dieser war dann aber auch leider schnell wieder tot.
Da die Hauptcharaktere zeimlich schnell alle an einem Strang zogen, haben wir nur wenige Chips gespielt. Es gab entsprechend auch wenig Kämpfe, die meist nur gegen eine handvoll Namenlose geführt wurden. Auch die Hybris wurde nur einmal angespielt.
Vielleicht lag es daran, dass unsere Charaktere zu gut mit einander auskamen. Wenn es daran lag, sollte man das bei der Charaktererschaffung berücksichtigen, dass man SCe mit mehr Konfliktpotential erstellt. Auch haben wir nicht wie vielerorts empfohlen, den Roten Faden vor dem Spiel ausgearbeitet, sondern die Szenen ad hoc erschaffen. Das nahm dem Ganzen vermutlich einiges an Geradlinigkeit. Dies sind zwei Punkte, die wir für ein nächstes Spiel auf jeden Fall berücksichtigen wollen.
Leider noch einen Mangel, bevor ich zur besten Mechanik des Spiels komme: das Würfelsystem. Die Proben waren irgendwie nicht spannend. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber ein bisschen mehr Aufregung und Abwechslung beim Würfeln hat mir gefehlt.
Nun aber das Beste des Spiels. Eine Mechanik, die man auch in vielen anderen Spielen so nutzen sollte: der Prolog, oder Sonnenaufgang. Hier beschreiben ein oder mehrere Spieler, eine Szene ganz im cinematischen Stil, die eine Einstimmung auf das folgende Abenteuer bietet. Darin kommen keine SCe vor. Es kann aber eine eröffnende Handlung, das auslösende Moment der Geschichte präsentiert werden, zeitgleich mit einem intensiven Ambiente, das den Grundtonus für den Rest des Abends bildet. Der Prolog hat uns allen sehr gut gefallen und half ungemein, sich in das Spiel einzufinden. Top!
Bei uns handelte es sich dabei übrigens um eine Kamerafahrt von den Schienenarbeitern durch das karge Tal bis hin in den Bahnhof von Western City, wo gerade Pilger einem jüngst eingetroffenen Zug entsteigen. Als erste Szene kam dann die Schlägerei am Bahnsteig.
Kurzer Nachtrag: Auch gut gefallen haben uns die persönlichen Ereignisse des Tages. Dadurch wurde schon ein grober Handlungsrahmen vorgegeben, der alle Ereignisse geschickt miteinander verband. Eine große Hilfestellung für SL-freie Systeme.
Alles in allem hat Western City einen zwiespältigen Einddruck hinterlassen. Einiges hat uns sehr gefallen, anderes gar nicht. Manches haben wir leider nicht genutzt und ein paar Mechaniken sind noch zu unausgereift. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass wir Western City noch einmal spielen werden. Dann mit guten, neuen Tipps. Und es hat uns definitiv auch für weitere, andere Spiele bereichert - mit seinem Prolog und den Tagesereignissen.
*Die Woche davor haben wir Backwaren der Nacht gespielt (Wächter der Nacht meets Burgen & Backwaren). Leider sind wir noch nicht zum Ende gekommen, das noch nachgeholt wird. Und ja, das bedeutet, dass wir derzeit wöchentlich spielen.
- PiHalbe's blog
- Login to post comments
- 5226 reads